Die Partei Nelson Mandelas hat abgewirtschaftet – und muss künftig koalieren. Einer, der entscheidend zum Niedergang beigetragen hat, ist nun auch das Zünglein an der Waage der Parteien.
In Südafrika bricht nach der deutlichen Wahlschlappe des Afrikanischen Nationalkongress (ANC) eine neue politische Ära an. Die Partei Nelson Mandelas holte laut vorläufigem Endergebnis (Samstagnachmittag) knapp über 40 Prozent der Stimmen. Damit muss die seit Ende der Apartheid 1994 regierende Partei eine Koalition bilden, um weiter an der Macht zu bleiben. “Dieses Wahlergebnis stellt eine politische Zeitenwende für die Regenbogennation dar”, sagte Gregor Jaecke, Vertreter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Kapstadt, am Samstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Als vernichtender Faktor für den ANC stellte sich die erst kürzlich gegründete MK-Partei von Ex-Präsident Jacob Zuma heraus. Diese holte auf Anhieb fast 15 Prozent und landete hinter der Demokratischen Allianz (DA; 22 Prozent) auf Platz drei. Zuma war 2018 nach zahlreichen Korruptionsskandalen vom ANC als Staatsoberhaupt abberufen worden. In Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal wurde MK mit fast 46 Prozent stärkste Kraft.
Die Parteien haben nach offizieller Ergebnisverkündung zwei Wochen Zeit, eine Koalition zu bilden. Ein Bündnis zwischen ANC und Zumas MK-Partei oder den viertplatzierten linksradikalen Wirtschaftlichen Freiheitskämpfern (EFF) könnte Experten zufolge die zahlreichen Missstände im Land weiter verschlimmern. Südafrika plagen nach wie vor weit verbreitete Armut und Einkommensunterschiede, Korruption, Kriminalität und eine Energiekrise.
“Die Rückkehr des ehemaligen Staatspräsidenten Zuma auf die politische Bühne kann den Weg zu einem gescheiterten Staat bedeuten”, warnt Jaecke. So stehe Zuma “für all das, was das Land in der Krise am wenigsten braucht”; von Korruption, Diebstahl und Straffreiheit über die Verstaatlichung von Banken und Minen bis hin zur Spaltung der südafrikanischen Gesellschaft.
Als stabilisierender Faktor hingegen gilt eine mögliche ANC-DA-Koalition. “Die beiden werden kooperieren müssen, um die Regierung am Laufen zu halten”, schreibt die südafrikanische Politik-Analystin Carol Paton am Wochenende. Wegen gravierender ideologischer Unterschiede zwischen der ehemaligen Befreiungsbewegung und den Liberalen mit weißem Anführer sei die Zusammenarbeit aber für beide auch mit einer existenziellen Gefahr verbunden.