UK 8/2016 Ökumene (Seite 2: „Zwischen Gott und Geist“)
Das Treffen der beiden Kirchenführer, Papst Franziskus I. und Patriarch Kyrill I., wird nach meiner Vermutung als ein „historisches Ereignis zur Förderung der Ökume“ in die Kirchengeschichte eingehen. Eigentlich ist es unverständlich, dass beide Organisationen in fast 1000 Jahren keinen Dialog zustande brachten. Und das gegen jede Friedensweisung Jesu, ihres und unseres gemeinsamen Religionsstifters.
Hoffen wir, dass Franziskus im Lutherjahr 2017 ebenso einen großen Schritt auf alle reformatorischen Kirchen zugeht. Zuzutrauen ist diesem Mann, der auf vielen Gebieten Mauern einrennt und Unwerte auf den Kopf stellt, fast alles.
Die „Reformglocken“ in Rom und in der ganzen Welt läuten immer lauter!
Und nun speziell zum Streitthema „Trinität“: Jedem studierten Theologen ist bekannt, dass die dogmatischen Festlegungen zur heute noch gültigen Dreieinigkeits-Lehre auf Konzilen im 4. und 5. Jahrhundert festgeschrieben wurden. Und dass Kaiser Konstantin damals, nach langen christologischen Streitereien, dabei seinen Machteinfluss mit einbrachte, der auch staatspolitische Ziele beinhaltete.
Heute sollten unsere Kirchen ihren intelligenten, naturwissenschaftlich wissenden Gläubigen offen erläutern, wie die historische Entwicklung verlaufen ist. Dogmen sind, schon laut Luther, dem zeitlichen Erkenntnisstand anpasssbar. Heute Lebenden, insbesondere den noch Suchenden, den mitdenkenden Menschen, darf man nicht mehr mit Religionsvorgaben kommen, die Jesus niemals so formuliert hätte. Schade, dass er als „Mittler der großen Liebe Gottes“ selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat…
Die „Dreieinigkeitslehre“ würde Jesus heute wohl eher so ausdrücken, wie er sie im Sinne des Neuen Testaments gemeint haben könnte: „Gott (Vater und Schöpfer) ist Geist und dieser heilige Geist wirkte in seinem Sohn Jesus Christus (Menschensohn als Mittler der frohen Botschaft)“.
Friedhelm Oldemeier, Hille-Oberlübbe
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