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Historikerin warnt vor Zusammenarbeit mit der AfD

Die Historikerin und Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin, Isabel Heinemann, hat vor einer Zusammenarbeit mit der AfD gewarnt. „Jegliche Anbiederung halte ich für extrem gefährlich“, sagte Heinemann im Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagsausgabe). „Wer die freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnt und eine Aushöhlung unserer Demokratie anstrebt, kann niemals Koalitionspartner sein.“ Die AfD durch eine politische Zusammenarbeit zu „zähmen“, halte sie aus der historischen Erfahrung heraus für ausgeschlossen. „Man muss diese Kräfte politisch isolieren und gleichzeitig die demokratische Mitte stärken – nicht durch Stillhalten, sondern durch überzeugende Politik, die Probleme löst.“

Einen Vergleich der Partei mit der frühen NSDAP lehnte sie jedoch ab. „Die AfD ist nicht die NSDAP 2.0“, sagte Heinemann. Es gebe Elemente, die „besorgniserregend“ an früher erinnerten – „radikalisierte Sprache, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und die biologistische Vorstellung von Volk und Territorium“. Aber die Partei präsentiere sich moderner, „domestizierter“ und nutze geschickt den öffentlichen Auftritt, die Skandalisierung, Social Media.

Auch Parallelen zur Weimarer Republik, der ersten deutschen Republik, seien begrenzt. Die Bundesrepublik habe eine längere demokratische Tradition, Institutionen und Verfassungsmechanismen, die versuchten, Lehren aus Weimar und der NS-Diktatur zu ziehen. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger halte die Demokratie heute für die beste Staatsform. Dennoch könne die Weimarer Erfahrung mahnen: „Unter bestimmten Bedingungen kann Demokratie schnell erodieren. Wir müssen wachsam sein, denn es kann verdammt schnell gehen.“ Dies könne man derzeit in den USA beobachten.

Isabel Heinemann ist seit dem 1. Oktober neue Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. Gleichzeitig übernahm sie den Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Heinemanns Forschungsschwerpunkte liegen auf der Geschichte des Nationalsozialismus sowie der Geschlechter- und Wissensgeschichte. (3789/02.12.2025)