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Historiker Winkler: Existenz Israels bedrohter denn je

Israel war nach Ansicht des Historikers Heinrich August Winkler noch nie so in seiner Existenz bedroht wie heute. “Der Grund dafür ist die globale Solidarisierung von Muslimen mit der Hamas, aber auch der Widerhall, den diese Affekte bei Teilen der akademischen Linken im Westen finden”, sagte er im Interview des Berliner “Tagesspiegel” (Mittwoch). “Noch nie war die weltweite Rückendeckung für die vermeintliche Befreiungsbewegung Hamas so stark wie in der Gegenwart. Das schafft für Israel eine besonders gefährliche Situation, weil das Land seine Unterstützer in den westlichen Demokratien zu verlieren droht.”

Die zunehmende Migration aus muslimischen Ländern schaffe in vielen westlichen Staaten Wählerschichten, auf welche die Regierungen Rücksicht nehmen müssten: “Die innenpolitischen Wirkungen lassen sich vor allem in den USA studieren, wo sich die Demokratische Partei in einem Dilemma wiederfindet. Weil sie die Massaker der Hamas klar als Terrortat verurteilt, wenden sich viele muslimische und arabischstämmige Wähler sowie ein Teil des linken Parteiflügels von ihr ab, die ihr eigentlich stabil verbunden sind.” Das könne für US-Präsident Joe Biden zum Problem werden.

Vergleiche zwischen dem Hamas-Terror und dem Holocaust der Nationalsozialisten bezeichnete Winkler als fehl am Platz: “Für die systematische, mit industriellen Mitteln betriebene Vernichtung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland gab und gibt es keine Parallelen.” Ebenso sei der Vorwurf abwegig, Israel betreibe Völkermord: “Israel strebt die Vernichtung der Hamas, aber nicht die der Palästinenser an, während die Hamas den jüdischen Staat Israel auslöschen will und auf dem Weg zu diesem Ziel Massaker an Juden anrichtet.”