Weltweit haben die Menschen am Montag die Amtseinführung von Donald Trump verfolgt. Dem US-Präsidenten geht es nach Ansicht von Historiker Timothy Snyder ums große Geld. Echte Sorgen bereitet ihm ein anderer Landsmann.
Timothy Snyder (55), US-amerikanischer Historiker und Bestsellerautor (“Bloodlands”, “Über Tyrannei”), sieht kritisch auf das Treiben von Tech-Milliardären wie Elon Musk. Das Ziel dieser Menschen sei es, “den Staat zu zerstören, damit sie ohne Kontrolle agieren können”, sagte der Yale-Professor der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). “Sie wollen Menschen wie Waren in einem Wirtschaftssystem behandeln.”
Der Staat habe jedoch immer noch Macht, betonte Snyder. “Er kann regulieren, verfolgen und schützen. Jetzt ist Handeln erforderlich, bevor er diese Fähigkeiten verliert.” Europa solle dabei das tun, was die USA versäumt hätten, zum Beispiel strengere Vorschriften für Soziale Medien einführen. “Die Vermögenswerte internationaler Oligarchen sollten genauer geprüft werden”, fügte der Historiker hinzu. “Gesetze müssen ohne Ausnahme durchgesetzt werden – unabhängig davon, wie reich oder mächtig jemand ist.”
Die USA bezeichnete Snyder als ein Hybridsystem aus demokratischen und oligarchischen Elementen, das sich im Laufe der Zeit weiter in Richtung Oligarchie verschoben habe. “Die Vermögensverteilung ist ungleicher, als sie jemals war.” Donald Trumps Aufstieg symbolisiere auch einen kulturellen Wandel, bei dem das Streben nach Geld als ultimative Priorität angesehen werde. “Und der immense Einfluss von Milliardären wie Musk zeigt, wie sehr Reichtum und Politik miteinander verflochten sind.”
Musk verfüge über deutlich mehr Macht als der frisch vereidigte Präsident Trump. Dieser tue nur so, als sei er ein reicher Mann. “Musk hingegen verfügt über reale finanzielle Ressourcen, die ihm beispiellose Macht verleihen”, erläuterte Snyder. “Mit seinen enormen Ressourcen, die er mit Technologie verdient hat, kann er Klagen finanzieren und Kritiker zum Schweigen bringen, Narrative über Plattformen wie Twitter beeinflussen und die Politik auf eine Weise gestalten, wie es kein traditioneller Politiker könnte.” Viele Beobachter erwarteten, dass sich Trump und Musk irgendwann zerstreiten, so der Historiker weiter. “Ich glaube das nicht, weil sich ihre Ziele ergänzen. Trump will endlich reich werden. Und Musk will die Weltherrschaft.”