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Historiker dringt auf Gedenkstättenbau für Opfer der Colonia Dignidad

Bislang sind nur Gedenktafeln auf dem Gelände der ehemaligen deutschen Sekte in Chile geplant. Doch dabei dürfe es nicht bleiben, mahnt der Historiker Jens-Christian Wagner.

Die Sekte Colonia Dignidad lebte abgeschottet in Chile
Die Sekte Colonia Dignidad lebte abgeschottet in ChileImago / Photothek

Die geplante Gedenkstätte für die Opfer der Colonia Dignidad in Chile steht weiter auf der Kippe. Konkret vereinbart sei bislang nur für den 11. September die Installation von Gedenktafeln auf dem Gelände der früheren Sekte von Auslandsdeutschen, sagte der Historiker Jens-Christian Wagner von der mit der Konzeptentwicklung beauftragten ehemaligen chilenisch-deutschen Expertengruppe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Anlass sei der 50. Jahrestag des Militärputsches gegen den damaligen chilenischen Präsidenten Salvador Allende (1908-1973) am 11. September 1973.

Dabei dürfe es aber nicht bleiben, sagte der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Wagner forderte, an den Grundzügen des von den Experten vorgeschlagen Konzepts einer Gedenkstätte mit Dokumentationszentrum und Bildungsarbeit festzuhalten. „Eine Gedenk- und Dokumentationsstätte ist deutlich mehr als Gedenktafeln“, sagte er.

Chile machte Druck

Die Auflösung der 2017 eingesetzten Expertengruppe im Jahr 2022 ist laut Wagner auf Druck der neuen chilenischen Regierung erfolgt. Er forderte die deutsche Seite auf, weiter auf den vereinbarten Bau zu dringen. Eine jahrelange Verzögerung dürfe es im Interesse der Opfer nicht geben.

Die Colonia Dignidad des Sektenführers Paul Schäfer (1910-2021) war ein abgeschottetes Siedlungsgebiet in Chile zwischen 1961 und Anfang der 2000er Jahre. Bezeugt sind schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen Sektenmitglieder, der sexuelle Missbrauch von Kindern und die Folterung und Ermordung politischer Gegner der damaligen chilenischen Militärjunta auf dem Gelände.