Der Berliner Zeithistoriker Wolfgang Benz hat ein vehementes Ringen um Demokratie angemahnt. „Es steht die demokratische Verfasstheit auf dem Spiel“, sagte der 83-Jährige am Freitag in einem Autorengespräch auf der Leipziger Buchmesse. Demokratie sei mit Blick auf Frieden und ein freundliches Miteinander alternativlos.
Benz plädierte dabei für eine sachliche Erinnerungskultur zur NS-Zeit. „Wir müssen mit der historischen Vergangenheit umgehen, auch um mit Demagogen der Gegenwart umgehen zu können“, sagte er. Die historische Lektion aus dem Holocaust sei erst „dann gelernt, wenn wir wissen, dass keine einzige Minderheit verfolgt werden darf“.
Das neue Buch von Benz trägt den Titel „Zukunft der Erinnerung. Das deutsche Erbe und die kommende Generation“. Dazu sagte der Autor, die Erinnerungskultur sei immer noch ein zartes Pflänzchen. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sei „mit allen Kräften“ versucht worden, diese zu unterdrücken. Die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen sei den Opfern überlassen worden.
Benz betonte, heute müsse auch die junge Generation das Wissen zum Holocaust erinnern und weitertragen. Der Mord an Jüdinnen und Juden sei alleinstehend in der Weltgeschichte. Es sei ein „Menschheitsverbrechen einer Kulturnation nach einer staatlich verordneten Ideologie, der eine Mehrheit des Volkes zugestimmt hat oder zumindest dazu geschwiegen“ habe. Dieses müsse als Wissen, ohne Pathos und Verfälschung, erinnert werden. Benz hatte bis 2010 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin geleitet.