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Hilfswerk sieht neue Eskalation der Verfolgung von Christen

Zerstörte Häuser, brennende Kirchen: Die Verfolgung von Christen hat laut “Kirche in Not” eine neue Qualität erreicht. Doch auch andere Religionen sind betroffen.

Diese beiden Frauen protestieren in London gegen die Christenverfolgung in Pakistan
Diese beiden Frauen protestieren in London gegen die Christenverfolgung in PakistanImago / Zuma Wire

Das internationale katholische Hilfswerk “Kirche in Not” hat eine “neue Eskalation der Verfolgung” von Christen und anderen religiösen Gruppen beklagt. Der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Florian Ripka, erklärte in München, täglich gingen neue Schreckensmeldungen ein: Im Osten Pakistans brennten Extremisten Häuser von Christen nieder, weil einer Familie die Schändung des Korans vorgeworfen werde. Im indischen Bundesstaat Manipur seien ethnische Konflikte in eine offene Christenverfolgung ausgeartet, die seit drei Monaten anhalte.

Kaum eine Woche vergehe, in der “Kirche in Not” von Entführungen und Morden in Nigeria erfahre, heißt es. Sorgen mache sich das Hilfswerk auch um das immer drastischere Vorgehen gegen Geistliche und kirchliche Einrichtungen in Nicaragua. “Es brennt aller Orten, und die Gewalt eskaliert”, so Ripka. Am 22. August wird der 2019 erstmals von den Vereinten Nationen ausgerufene “Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder der Weltanschauung” begangen.

Weltweit für Religionsfreiheit im Einsatz

“Kirche in Not” stehe bedrängten Christen weltweit bei und trete für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ein, sagte der Geschäftsführer: “Religiöse Verfolgung trifft alle Bekenntnisse und Religionen. Sie ist niemals zu tolerieren. Religionen mit ihrem Einsatz für Menschenwürde und Nächstenliebe sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Religionsfreiheit darf kein Menschenrecht zweiter Klasse werden.”

Immer wieder würden sich gemäßigte religiöse Kräfte mit verfolgten Gruppen solidarisieren, das sei aktuell etwa in Indien oder in Pakistan zu beobachten, heißt es. Ripka sprach von ermutigenden Zeichen, dass Gläubige aller Religionen zusammenstünden und sich gegen Extremismus sowie für ein friedliches Zusammenleben einsetzten. Solche Ansätze verdienten Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Wo Religionsfreiheit mit Füßen getreten werde, seien andere Menschenrechte wie Meinungsfreiheit, politische Mitbestimmung und Minderheitenschutz genauso betroffen, erinnerte der Geschäftsführer. Leider sei das Thema aber immer noch unterrepräsentiert – politisch, gesellschaftlich und kirchlich.

“Kirche in Not” veröffentlicht alle zwei Jahre die Dokumentation “Religionsfreiheit weltweit”, die alle Länder und alle Religionen in den Blick nimmt. Von Diskriminierung bis hin zu offener Verfolgung sei eine zum Teil erhebliche Verschlechterung der Lage festzustellen, erklärte Ripka: “Diese Erkenntnisse sind ein Weckruf und eine Mahnung, religiöse Gewalt und Verfolgung klar zu benennen und den Betroffenen auf allen Ebenen zu helfen.”