Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas bröckelt. Der angekündigte Austritt von Mali, Niger und Burkina Faso kann nach Hilfswerksangaben die gesamte Region weiter destabilisieren. “Spannungen zwischen Nachbarstaaten, deren wesentliche Interessen eng miteinander verbunden sind, werden wiederaufleben. Die erforderliche Solidarität zwischen den Staaten im Kampf gegen Terrorgruppen wird zum Leidwesen der Zivilbevölkerung noch weiter untergraben”, erklärte der Misereor-Regionalreferent Raoul Bagopha in Aachen. Auch Dinge wie der freie Personen- und Warenverkehr seien bedroht.
Neue Verhandlungen ohne Doppelmoral
Das kirchliche Hilfswerk mahnt zu einer Neugestaltung der Beziehungen zwischen Afrika und Europa. Der Austritt der drei von Militärregimen gelenkten Staaten gründe nicht zuletzt auf Misstrauen gegenüber Europa und insbesondere der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. “Sie stärken dagegen die Beziehungen zu Russland, das die Fehler und Schwäche des Westens geschickt ausnutzt”, warnte Bagopha. Eine Neugestaltung der Beziehungen zwischen Europa und den afrikanischen Staaten müsse deshalb auf einer Ablehnung kolonialer Mentalitäten aufbauen und auf Überzeugung statt Sanktionen setzen. Zudem müsse in den Verhandlungen Doppelmoral vermieden werden, etwa bei der Forderung nach Einhaltung von Menschenrechten und Demokratie.
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— Megatrends Afrika (@MT_Afrika) February 5, 2024
Mali, Niger und Burkina Faso hatten Ende Januar einseitig ihren Rückzug aus der Ecowas verkündet. Als Begründung führen sie an, dass die Gemeinschaft “sich von den Pan-Afrikanischen Idealen ihrer Gründungsväter entfernt” habe. “Zudem hat Ecowas seine Grundsätze verraten und ist unter dem Einfluss fremder Mächte eine Bedrohung für seine Mitgliedsstaaten und deren Bevölkerung geworden, deren Zufriedenheit damit eigentlich sichergestellt werden sollte.” Alle drei Staaten werden derzeit von Militärs regiert; Ecowas hatte deswegen unter anderem Wirtschaftssanktionen gegen die Länder verhängt.