Frankfurt a. M. – Die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit sieht die Pläne der Bundesregierung kritisch, alle ohne Eltern aufgegriffenen Flüchtlingskinder von einer zentralen Stelle auf die Länder zu verteilen. Bundesgeschäftsführer Michael Fähndrich sagte, bei der Reform müsse besonders darauf geachtet werden, dass geflüchtete Mädchen „geschlechtssensibel betreut werden“. Er warb deshalb dafür, dass sich in der Jugendhilfe nur Frauen um die Mädchen und jungen Frauen kümmern sollten.
Fähndrich zufolge unterscheiden sich die Schicksale von Mädchen und Jungen auf der Flucht oft ganz deutlich. „Bei Mädchen kommen auch Erfahrungen von sexueller Gewalt und Fremdbestimmtheit etwa bei der Partnerwahl, Schwangerschaft oder den eigenen Lebenskonzepten hinzu“, sagte der Experte. Dadurch verstärke sich die Gefahr, „immer wieder Opfer von sexualisierter Gewalt, Menschenhandel oder Zwangsehen zu werden“. Diese traumatisierenden Erfahrungen prägten insbesondere Mädchen und junge Frauen.
Diese Zielgruppe stelle die Jugendhilfe vor besondere Herausforderungen. Fähndrich zufolge werden Mädchen, die gemeinsam mit ihren Familien geflüchtet sind, oft „unsichtbar“, weil sie später von ihren Angehörigen abgeschirmt und extrem beschützt werden. „So treten sie in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe oft gar nicht in Erscheinung.“
Für eine geschlechtssensible Betreuung sei es wichtig, niedrigschwellige Zugänge etwa zu aufsuchenden Angeboten zu schaffen, sagte der Fachmann. epd
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