Die libanesische Hauptstadt Beirut ist laut Helfern mit der Zahl der Kriegsflüchtlinge überfordert. Dabei sei die Stadt selbst schon in einer wirtschaftlichen Krise, wie Schwester Annie Demerjian von der Ordensgemeinschaft der Schwestern Jesu und Mariens im Interview mit dem Kölner Internetportal domradio.de erklärte. “Hier gibt es nicht genug zum Leben. Alles ist teuer geworden. Keine Medikamente mehr, keine Versicherungen mehr”, so die Ordensfrau.
Aktuell rechne die libanesische Regierung zusätzlich mit rund 1,2 Millionen Flüchtlingen, davon 400.000 Kinder. Vorbereitete Plätze gebe es für sie nicht, so Schwester Annie, die vor Ort Hilfe leistet. “Die Menschen kamen ohne Kleidung, ohne Essen, ohne irgendwas”, erklärte sie. Helfer versuchten zu helfen, wo sie können, doch jeden Tag kämen mehr Familien.
Libanon: Es mangelt an Strom und Trinkwasser
Schon vor dem Krieg hätten Krisen Beirut erschüttert. “Seit der Explosion im Hafen vom 4. August 2020 und der Wirtschaftskrise, die dadurch kam, sind die Menschen am Boden zerstört und in großer Not”, so die Ordensfrau. Zudem mangele es an der Versorgung, an Strom oder Trinkwasser.
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Mit verantwortlich ist nach Meinung der Helfer eine korrupte Regierung, die Steuern veruntreut. Nichts werde instandgehalten, die Infrastruktur stamme noch aus den 1970er Jahren. Menschen müssten Straßen selbst reinigen, Wasserleitungen und Stromzufuhr selbst reparieren. Eine Sozialversicherung gebe es nicht, die Gesundheitsversorgung sei katastrophal.
Krieg im Libanon trifft Menschen unvorbereitet
Hinzu komme jetzt der Krieg, der die Menschen unvorbereitet getroffen habe. Auch die Helfer hätten nicht mit der großen Zahl an Flüchtlingen gerechnet. Schon lange seien die Menschen im Land während Erdbeben, Pandemie, Explosion und Inflation in einem Überlebensmodus gewesen. “Mittlerweile sind viele Leute nicht bereit weiterzumachen. Manche wollen einfach nur sterben. Das war’s. Sterben ist besser als dieses Leben”, sagte eine weitere Helferin im Gespräch mit domradio.de.
Die Menschen in der Krisenregion zu verlassen, komme für Schwester Annie und ihre Kolleginnen nicht infrage. Die Kirche sei hier ein Zeichen der Hoffnung. Sie bitte aber die Welt, den Libanon nicht zu vergessen: “Die Nachricht, was hier passiert ist, muss verbreitet werden.”