Die humanitäre Lage in Gaza bleibt katastrophal. Die begrenzte Aufnahme von Hilfslieferungen bedeute noch längst keine Rettung für die Hungernden, warnen Helfer. Hinzu kämen immer neue Angriffe Israels.
Hilfsorganisationen kritisieren die Wiederaufnahme der Hilfslieferungen in den Gazastreifen als unzureichend. Das Ende der Blockade sei nicht mehr als ein Vorwand, um dem Vorwurf des Aushungerns der dortigen Bevölkerung zuvorzukommen, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen, Christian Katzer, am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin. Es würden viel zu wenig Lebensmittel nach Gaza hineingelassen – und selbst diese kämen nicht bei den Menschen an.
Katzer forderte mehr internationalen Druck auf Israel. Auch die deutsche Regierung müsse ihre Kanäle nutzen, um auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu pochen und darauf zu drängen, humanitäre Hilfe zuzulassen – “weil die Menschen sonst verhungern”.
Katzer kritisierte zudem die Verstärkung der Angriffe im Zuge der neuen Offensive Israels. “Wir haben immer wieder Patienten, die wir nach Luftangriffen behandeln und aufpäppeln und die wir dann nach wenigen Wochen mit ähnlichen Verletzungen wiedersehen. Die Menschen werden immer wieder neu getroffen”, berichtete er. Israelische Evakuierungsaufforderungen seien meist sehr kurzfristig, was auch dazu führe, dass die Menschen immer wieder ihre wenigen Besitztümer verlören.
Allein in der vergangenen Woche seien mehr als 30 medizinische Einrichtungen durch Bodentruppen oder Luftangriffe zerstört oder beschädigt worden, so Katzer. Eine von Ärzte ohne Grenzen betriebene Klinik habe schließen müssen.
Das Bündnis “Aktion Deutschland Hilft” betonte, dass nun wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangten, bedeute noch längst keine Rettung für die vom Hungertod bedrohten Menschen. “Fast die gesamte Bevölkerung in Gaza hungert. Die für wenige Tage angesetzte beschränkte Öffnung der Grenzen für humanitäre Hilfsgüter ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein”, sagte die Johanniter-Länderbüroleiterin Nahost, Sophia Buller. Nötig seien ein dauerhafter Waffenstillstand und uneingeschränkter Zugang für humanitäre Hilfe. Die Vorräte der Hilfsorganisationen in Gaza seien aufgebraucht. Auch die Helfer selbst seien von Hunger betroffen.
Ähnlich äußerte sich am Mittwoch auch die Diakonie Katastrophenhilfe. “Wenn jetzt für wenige Tage Nahrungsmittel und einige Medikamente zu den Menschen gelangen, ist das kein Zeichen der Einsicht. Die angekündigten Lieferungen sind nur ein Bruchteil dessen, was die Menschen in Gaza zum Überleben benötigen”, sagte Organisationsleiter Martin Keßler.
“Die schutzbedürftige Zivilbevölkerung ist – wie in jedem bewaffneten Konflikt – das schwächste Glied”, so Keßler. Alle Konfliktparteien seien angehalten, unabhängige Hilfe für die Zivilbevölkerung unter sicheren Bedingungen im notwendigen Umfang zuzulassen. “Der Kampf zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas, die weiterhin Geiseln in ihrer Gewalt hält, muss endlich die Normen des humanitären Völkerrechts respektieren.”