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Heimkinder-Akten: Prüfung auf Gewalthinweise abgeschlossen

Schneller als zunächst erwartet hat die Fachstelle Sexualisierte Gewalt der hannoverschen Landeskirche die Sichtung der Akten abgeschlossen, die auf dem Dachboden eines Pfarrhauses in Elsdorf im Landkreis Rotenburg gefunden wurden. „In dem Fund waren Akten von rund 200 Kindern und Jugendlichen“, sagte Kirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann am Montag auf Anfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd). Geprüft werden sollte, ob es in den Dokumenten Hinweise auf Gewalterfahrungen gibt.

Bei gut zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen gebe es diese Hinweise, bilanzierte Simon-Hinkelmann. Darunter seien auch Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt. Ursprünglich hieß es, die Prüfung der Akten könne vor Januar nicht abgeschlossen werden.

In den 1950er- und 1960er-Jahren hat die diakonische Pestalozzi-Stiftung in Burgwedel bei Hannover in Zusammenarbeit mit dem örtlichen evangelischen Pfarramt in Elsdorf Heimkinder in Pflegestellen auf Höfen und in Handwerksbetrieben untergebracht. Auf dem Dachboden des Pfarrhauses in Elsdorf wurden im Sommer Akten mit alten Briefen von Kindern und Jugendlichen gefunden, in denen es Hinweise auf Gewalt in den Pflegestellen gibt.

Die Briefe gingen damals an einen kirchlichen Mitarbeiter in Elsdorf, der offenbar selbst sexualisierte Gewalt gegenüber einer jugendlichen Person begangen hatte. Eine betroffene Person hatte deswegen 2014 sogenannte Anerkennungsleistungen beantragt und auch bekommen, der beschuldigte kirchliche Mitarbeiter war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. „Weitere Hinweise auf sexualisierte Gewalt durch kirchliche Mitarbeitende gibt es nicht“, ergänzte Simon-Hinkelmann.

In den Briefen geht es hauptsächlich um psychische und physische Gewalt, beispielsweise um Schläge, um zu wenig Essen und darum, dass es kein Bett gibt. Der Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Elsdorf und der Kirchenkreisvorstand des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven haben beim Landeskirchenamt Anträge auf Aufarbeitung der Geschehnisse gestellt.

Dafür muss aus ihrer Sicht eine unabhängige Kommission eingesetzt werden. „Das Landeskirchenamt wird die Anträge gemeinsam mit der Fachstelle prüfen und dann über die Beauftragung einer Aufarbeitung entscheiden“, erklärte Simon-Hinkelmann. Das solle in den nächsten Wochen geschehen.