Der Pfarrer betet, Angehörige legen Blumen ab, Erde wird auf die Urne geworfen. Darin: die Asche eines Pferdes. Oder eines Hundes oder einer Katze. Undenkbar? Nein. Beerdigungen für Haustiere sind mittlerweile in Deutschland an verschiedenen Stellen möglich – bislang allerdings meist ohne die Kirche. Rituell und religiös passe das nicht zusammen, so lautet ein Gegenargument. Falsch! Man kann das Ganze nämlich auch völlig anders sehen. Und auch dafür gibt es gute Gründe.
So sagt etwa der emeritierte evangelische Theologieprofessor Thomas Klie von der Uni Rostock: Im Gegensatz zur katholischen Kirche gehe es bei Bestattungen in der evangelischen Kirche ausschließlich um die trauernden Angehörigen. Und das gilt sowohl bei Tier- als auch Humanbestattung.
Theologisch unbedenklich, kirchenrechtlich aber oft problematisch
Was theologisch unbedenklich wäre, ist kirchenrechtlich aber durchaus ein Problem. Laut Klie ist es den Pfarrpersonen in vielen Landeskirchen rechtlich untersagt, Tierbestattungen vorzunehmen.
Und genau da liegt das Problem. Denn Haustiere sind für viele Menschen heutzutage die nächsten Angehörigen, sie sind Ersatz für Partner oder Kinder. Und wenn immer mehr Menschen so eng mit Tieren zusammenleben, dann ändern sich auch ihre Bedürfnisse. Darauf muss Kirche reagieren oder sie verliert auch hier die Nähe zu ihren Gemeindegliedern.
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Ja, die Kirche muss nicht jeden Quatsch mitmachen, nicht jedem Trend, jeder Mode hinterherlaufen. Und ja, es ist nicht einfach zu entscheiden, wo man sich neuen Dingen öffnet und wo man es besser lässt. Aber: Menschen, Gemeindegliedern bei einem würdevollen Abschied von einem Lebenspartner zu helfen, das ist kein modischer Trend, das ist kein Quatsch, sondern ein berechtigtes Anliegen. Auch dann, wenn dieser Lebenspartner ein Tier war.
Bestattung verstorbener Haustiere seelsorglich geboten
Wenn ein tierischer Angehöriger stirbt, suchen Menschen Trost, sie suchen Begleitung, Unterstützung – wer sollte ihnen dabei besser zur Seite stehen können als die Kirche? Statt ihren Pastorinnen und Pastoren zu verbieten, Tiere zu bestatten, Menschen und Tier gemeinsam zu bestatten, sollten die Landeskirchen und Kirchengemeinderäte sich den Bedürfnissen der Menschen öffnen. Sonst werden am Ende andere hingehen und dort agieren, wo die Kirche ihre Kernkompetenz hat: in der Seelsorge, in der Begleitung von Menschen.
Bereits Ende 2021 hat Thomas Klie nach einer Veranstaltung zu Ritualen im Bestattungswesen resümiert, dass die Bestattung verstorbener Haustiere eine neue Form der Amtshandlung werden könnte, dass es aber noch keine quantifizierbaren Praxiserfahrungen gibt – es ist an der Zeit, endlich diese Erfahrungen zu machen.
