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“Harter Brocken” um die Schatten der Vergangenheit im Ersten

Ein Teil des verschwundenen Goldes der DDR sorgt im beschaulichen West-Harz-Städtchen St. Andreasberg für eine Mordserie und einen Goldrausch.

Im Dezember 1989 sollen die Goldreserven der Staatsbank der DDR außer Landes geschafft werden. LKW sind auf dem Weg in Richtung Westen. Plötzlich werden die beiden Soldaten von einer Stasi-Frau mit vorgehaltener Waffe bedroht und gezwungen, in einen Waldweg im Harz abzubiegen. Bald kommt es zu einem wilden Handgemenge. Der LKW gerät ins Schleudern, eine Schießerei folgt. Tote oder Verletzte liegen auf dem Waldboden, mehr ist nicht zu erkennen. Die Stasi-Mitarbeiterin verschwindet, das Gold ist wie vom Erdboden verschwunden.

33 Jahre später taucht die Frau (Nina Wendel), die sich Inka Sassner nennt, wieder in der verschlafenen Harzgemeinde St. Andreasberg auf. Wenig später ist der alte Ernst (Hans Klima) tot. Er wurde von Sassner erdrosselt. Der gemütliche Dorfpolizist Frank Kopps (Aljoscha Stadelmann) ahnt bald, dass er es bei den Ermittlungen erneut mit skrupellosen Kriminellen aufnehmen muss. Das Erste strahlt den Krimi “Harter Brocken: Der Goldschatz” am 18. November um 20.15 Uhr aus.

Der Sender wirbt mit der Aussage, der Krimi sei von wahren Begebenheiten inspiriert. Fakt ist: Seit Jahrzehnten wird über den Verbleib des Reichtums von DDR, Stasi und SED spekuliert. Etliche fiktionale Werke spielen mit dem möglichen Geschehen. Doch die Schätze sind verschwunden, die damaligen Ereignisse bleiben im Dunkel. Ein ernstzunehmender Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung sei der Krimi nicht, räumt auch Hauptdarsteller Aljoscha Stadelmann ein.

Zu dünn sind die Fäden, die in die Vergangenheit führen, zu groß die Spekulation. Aber vor allem zu unglaubhaft die Figurenzeichnung bei Sassner und ihrem einstigen Vorgesetzten (Christian Grasshoff), der wie Kai aus der Kiste plötzlich auch in St. Andreasberg auftaucht.

Das Geschehen des Films konzentriert sich zum Glück auf das Heute. Der Tote hat seiner Enkelin Kim (Anna Bachmann) eine Schatzkarte hinterlassen, die zu dem Stollen mit dem Gold führen soll. Kopps nimmt sie an sich und erkundet gemeinsam mit Kim das potenzielle Versteck in einem seit Jahren stillgelegten Tunnel. Der Weg endet an einer Mauer. Die Nachricht von potenziellen Gold im Berg spricht sich dennoch wie ein Lauffeuer im Dorf rum. Männer mit Schaufeln und Hacken machen sich auf den Weg zum Graben, unter ihnen ist auch der Postbeamte Heiner Kelzenberg (Moritz Führmann).

Die Nachricht von Erwins Tod löst bei Kims Mutter (Judith Engel) und deren zweiten Mann Detlef (Jörg Witte) Panik aus. Haben die beiden das Juweliergeschäft etwa mit dem Gold aus dem Stollen aufgebaut? Wusste Kims leiblicher Vater Timo Warnau (Niklas Huda), der vor einigen Jahren verschwunden ist, von dem im Berg versteckten Schatz. Sassner vermutet dies und ist nicht zimperlich, die Wahrheit herauszufinden.

Die besten Szenen hat der Krimi um die Gier im Menschen, wenn Koops versucht, zu Sassner eine persönliche Beziehung aufzubauen. Die beiden umkreisen sich dabei wie die Motten das Licht und versuchen, sich gegenseitig auszutricksen. Dieses Spiel funktioniert und verdeckt zugleich, dass die Story auch verwirrend und in Teilen an den Haaren herbeigezogen ist.