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Harald Lesch kritisiert Bayerns Aufgabe des Klimaziels

Der Wissenschaftler Harald Lesch ist Mitglied des Bayerischen Klimarats, der den Umweltminister in Fragen des Klimaschutzes beraten soll. Warum der Klimawandel schon längst in Bayern angekommen ist.

Astrophysiker Harald Lesch ist enttäuscht über Bayerns Aufgabe des Klimaziels bis 2040.
Astrophysiker Harald Lesch ist enttäuscht über Bayerns Aufgabe des Klimaziels bis 2040.Imago / Eibner

Der Astrophysiker und TV-Moderator Harald Lesch ist schwer enttäuscht, dass Bayerns Staatsregierung das Ziel der Klimaneutralität für den Freistaat bis 2040 aufgegeben hat. Als Wissenschaftler halte er diese Entscheidung für einen großen Fehler, industriepolitisch und natürlich auch ökologisch, erklärte Lesch der „Süddeutschen Zeitung“. Die Staatsregierung hat seiner Ansicht nach viel zu wenig unternommen, um erfolgreich zu sein, etwa beim Ausbau der Windkraft. Stattdessen wende sie sich sehr weit entfernten technologischen Zukunftsmissionen wie der Kernfusion zu oder verlaufe sich bei der Wasserstoffstrategie.

Grüner Wasserstoff sei ein kostbarer und teurer Rohstoff, der für Industrieprozesse benötigt werde, statt ihn im Auto zu verbrennen, gab Lesch zu bedenken, der auch Mitglied im bayerischen Klimarat ist. Er forderte die Staatsregierung auf, aus dem Klimaschutz eine positive Geschichte zu machen. „Die Abkehr von Kohle, Öl und Gas schützt nicht nur das Klima, sondern auch unsere Gesundheit, unsere Sicherheit und verringert unsere Abhängigkeit von Staaten wie Russland.“

Harald Lesch: Akzeptanz für Erneuerbare fördern

Die Regierung sollte dringend dafür sorgen, die Akzeptanz des Ausbaus der erneuerbaren Energien in der Bevölkerung zu fördern, so der Wissenschaftler. „Jeder Bayerin und jeder Bayer, die oder der sich an der großen Energietransformation beteiligen will, sollte die Möglichkeit bekommen. Ich denke an eine Art Staatsfonds, von dem alle finanziell profitieren können und nicht nur irgendwelche anonymen Investoren.“ Zudem sei es Aufgabe der Politik, die Menschen davon zu überzeugen, dass Wärmepumpen und E-Mobilität keine grünen Spinnereien seien; dabei handele es sich um Technologien mit der höchsten Effizienz – „das Beste, was die Physik zu bieten hat“.

In dieser wirtschaftlichen Transformation steckt nach Ansicht von Lesch eine unglaubliche Chance. Seine große Hoffnung sei die Wirtschaft. „Wenn sich Erneuerbare, Wärmepumpen und E-Autos am Markt durchgesetzt haben, kommt es auf die Politik nicht mehr so sehr an. Sogar im Ölstaat Texas boomt die Windkraft, nach dem Motto: Wir sind auf Wind gestoßen!“, sagte Lesch.

Alpenraum besonders betroffen

Der Astrophysiker ergänzte, dass Bayern bereits mitten im Klimawandel stecke: „Wir sind der Teil Deutschlands, der sich am stärksten erhitzt.“ Als Beispiel führte er den besonders betroffenen Alpenraum an. Die Temperaturen stiegen stark, sodass der Permafrost auftaue und die Berge instabil würden. Dazu kämen Extremwetterereignisse und Probleme beim Grundwasser. Es treffe die Landwirtschaft und die Städte: „Wir wissen alle, was mit uns Menschen passiert, wenn es zu heiß wird. Deshalb werden Hitzeschutzpläne entwickelt.“ Eigentlich Gründe genug, wie Lesch findet, dass die Staatsregierung bei ihrem Klimaziel bleiben sollte.