Alle Opfer des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau sollen mit ihren Namen Bestandteil eines Mahnmals in der Stadt werden. Damit stellt sich die Stadt gegen den Wunsch von Hinterbliebenen von zwei der neun Toten, wie es auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hieß. Am 19. Februar 2020 hatte der 43-jährige Tobias R. in der hessischen Stadt binnen weniger Minuten neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Über den Umgang mit der Tat gibt es seit Jahren Debatten.
Vorwürfe an Stadt Hanau schon bei Gedenkveranstaltung
Auch während der diesjährigen Gedenkveranstaltung kam es im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Vorwürfen an die Stadt. Emis Gürbüz, Mutter des getöteten Sedat Gürbüz, lehnte es ab, dass der Name ihres Sohnes auf dem geplanten Mahnmal in Hanau zu lesen sein wird: “Über mein Kind entscheide nur ich – niemand sonst.”

Im April lehnte in der Wochenzeitung Die Zeit auch Armin Kurtovic, Vater des getöteten Hamza Kurtovic, die Nutzung des Namens für das Mahnmal ab. “Ich will nicht, dass Hamzas Name als Teil eines Gedenkens benutzt wird, das nichts verändert. Und wenn sich die Stadt daran nicht hält, werde ich rechtliche Schritte einleiten.”
Stadt Hanau hält an Projekt fest
Laut Pressestelle hält Hanau jedoch an dem Vorhaben fest: “Die Stadtgesellschaft gedenkt aller Opfer des rassistischen Anschlags und will, dass die Namen der Opfer auch noch in 50, 75 und 100 Jahren bekannt sind – es soll kein Name vergessen werden.” Es gebe zudem keine weiteren Eltern, die sich gegen die Namensnennung aussprächen.
“Die städtische Haltung ist, dass das Andenken bewahrt werden muss – und die Menschen heute und in Zukunft mahnen soll”, hieß es. Auch fänden weiterhin Gespräche mit den Familien statt. Das Mahnmal solle dazu dienen, die Opfer in ehrwürdiger Erinnerung zu behalten.
Die Stadt baut dafür in der Hanauer Innenstadt auch ein ehemaliges Bank-Gebäude zu einem “Haus für Demokratie und Vielfalt” um. “Wir haben den Angehörigen unsere Pläne erläutert und diskutiert, Argumente ausgetauscht”, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD).
Mahnmal soll für Demokratie und Vielfalt stehen
So solle etwa der Vorplatz dieses Hauses, der künftig den Namen “Platz des 19. Februar” tragen soll, umgestaltet werden. “Das Mahnmal wird dann vor dem Haus für Demokratie und Vielfalt stehen”, sagte Kaminsky. 2026 soll das Mahnmal eröffnet werden.