Die Hamburger Linksfraktion fordert mehr Pflegekräfte für das Winternotprogramm 2024/25. Auch wenn das Programm nur ein nächtlicher Erfrierungsschutz für obdachlose Menschen sei, müssten Mindeststandards gelten, teilte die Fraktion am Mittwoch mit. „Der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Versorgung hat im Winternotprogramm stark zugenommen“, heißt es in einem Antrag der Linken für die kommende Bürgerschaftssitzung. Im vergangenen Jahr waren etwa hundert sogenannte Härtefälle im Winternotprogramm untergebracht, davon zwei Drittel mit eingeschränkter Mobilität.
Trotz des hohen Bedarfs an pflegerischer und medizinischer Versorgung war bisher nur ein Pflegedienst in der Zeit von 7 bis 19 Uhr mit ein bis zwei Pflegekräften pro Schicht im Einsatz, hieß es. Damit sei eine Pflegekraft für 60 bis 120 hilfsbedürftige, oft immobile Menschen, zuständig. Entsprechend beschränke sich die Versorgung auf Wundversorgung oder Medikamentenausgabe, andere pflegerische Unterstützung etwa bei Toilettengängen oder beim Essen sei nicht vorgesehen. „So überfordert man nicht nur die Pflegekräfte – man riskiert auch, dass Menschen nicht die Hilfe bekommen, die sie so dringend benötigen“, sagte Olga Fritzsche, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion.
In ihrem Antrag fordert die Linksfraktion, das Pflegepersonal auf mindestens drei bis fünf Pflegekräfte pro Schicht aufzustocken. Nur so könne auch Unterstützung bei der Grundpflege sichergestellt werden. Zudem sollte das Pflegepersonal auch in der Nacht eingesetzt werden, hieß es. Zwar sei das Winternotprogramm keine Pflegeeinrichtung und müsse daher auch nicht diese Standards erfüllen. „Aber es kann hier doch nicht nur um die ‘Verwahrung’ der Menschen gehen. Es muss dringend mehr Personal her“, sagte Fritzsche.
Ab 1. November startet das Winternotprogramm 2024/25 der Stadt: Geplant seien 700 Schlafplätze für obdachlose Menschen an den Standorten Friesen- und Halskestraße sowie etwa 100 Betten bei Kirchengemeinden und anderen Einrichtungen, hieß es. Dabei handle es sich um einen nächtlichen Erfrierungsschutz, den die Nutzerinnen und Nutzer tagsüber wieder verlassen müssen. Dagegen fordert die Linksfraktion in ihrem Antrag, die Unterkünfte allen obdachlosen Menschen ganztägig zu öffnen.