Zum Start in die neue Saison am 24. März ist auf der historischen Viermastbark „Peking“ immer noch Baustelle. Doch ein Raum ist fast fertig: So präsentiert das Deutsche Hafenmuseum am Standort Schuppen 50A ein fast komplett eingerichtetes Kartenhaus, wie die Navigationszentrale des Schiffes genannt wird. „Der Kartentisch wurde originalgetreu nachgebaut, ebenso der Spind, das Kapitänssofa und der Waschtisch“, erklärte Mathias Kahl, Vorsitzender des Vereins der Freunde der „Peking“ bei der Vorstellung des Jahresprogramms am Mittwoch. Obwohl aktuell nur geführte Rundgänge möglich sind, hätten die Hamburgerinnen und Hamburger das Schiff schon ins Herz geschlossen, ist er überzeugt. Mit 60.000 Gästen zählte der 113 Jahre alte Frachtsegler im vergangenen Jahr doppelt so viele Besucher wie 2022.
Seit Sommer 2023 arbeitet ein Team des Deutschen Hafenmuseums gemeinsam mit Bootbauern, Freunden der Viermastbark, Dekorationsbauern und einem Team vom Museumshafen Oevelgönne an der Rekonstruktion der insgesamt elf Innenräume des historischen Frachtseglers. „Damit sollen Besucherinnen und Besucher in Zukunft einen möglichst authentischen Einblick in das Leben der Seeleute an Bord bekommen“, sagte Carsten Jordan, Fachbereichsleiter Sammlung des Deutschen Hafenmuseums. Nach dem Kartenraum sollen unter anderem der Kapitänssalon, die Offiziersmesse, die Räume für Koch und Steward und die Mannschaftslogis rekonstruiert und möbliert werden. Zudem soll es einen Raum für Ausstellungen geben.
Im Kapitänssalon sind schon erste Eckmöbelstücke aufgestellt, die originale Tischplatte, defekte Stühle und das dunkle Holz für die Wandverkleidung liegen auf dem Boden. „Da muss noch einiges restauriert werden, aber dieser Salon wird in diesem Jahr fertig“, sagte Jordan. Dagegen ist in der Kombüse noch nichts zu sehen. „Es wird nicht leicht, den passenden Kohleherd nachzubauen, der dann ja auch funktionieren soll.“ Trotz der andauernden Bauarbeiten geben die Rundgänge erste Einblicke in die Lebensbedingungen an Bord. Pro Woche seien in diesem Jahr 38 geführte Touren geplant, bei denen über die Geschichte des Schiffes, die Restaurierung und die Rolle der „Peking“ im globalen Salpeterhandel informiert wird. Erstmals könnten die Rundgänge in diesem Jahr auch in englischer Sprache und auf Plattdeutsch gebucht werden.
Die Rekonstruktion sei sehr aufwändig, sämtliche Möbel seien Einzelanfertigungen. „So etwas gibt es halt nicht im Möbelhaus“, schmunzelt Jordan. Dabei gebe kaum originale Gegenstände von der „Peking“ ebenso wenig wie Fotos von der Inneneinrichtung. Das Team orientiert sich an der Einrichtung gleichaltriger Schwesterschiffe, alten Ausstattungskatalogen und den Bauplänen und findet dabei bei einem Berliner Antiquitätenhändler ein passendes, aber verrottetes Rettungsboot. „Wenn das Rettungsboot erstmal fertig restauriert am Schiff befestigt ist, wird das einzigartig in Deutschland sein“, sagte Klaus Bernhard Staubermann, Direktor des Deutschen Hafenmuseums.
Insgesamt wurden für die Fertigstellung der Restaurierung und Ertüchtigung der „Peking“ bis zu 846.000 Euro von der Kulturbeauftragten der Bundesregierung im Wege der Vollfinanzierung bewilligt. Davon entfallen auf die Rekonstruktion der Inneneinrichtung bis zu 531.000 Euro. Zusätzlich haben die Freunde der Viermastbark „Peking“ das Projekt mit bislang 105.700 Euro unterstützt. Wann die rekonstruierte Inneneinrichtung komplett abgeschlossen ist, könne noch nicht gesagt werden. „Auf einem Schiff wird man nie fertig, da gibt es immer etwas zu tun“, ergänzt Vereinschef Kahl.
Neben den musealen Neuerungen auf der „Peking“ wird es im Hafenmuseum in diesem Jahr weitere Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops in der Hafenmanufaktur geben. Auch am Deutschen Posaunentag am 4. Mai sei das Hafenmuseum beteiligt, dazu kommen Programme zur Langen Nacht der Museen, zum Hamburger Hafengeburtstag und die Schiffsmodellbautage. Weiterhin biete die Hafenmanufaktur des Museums verschiedene Workshops zum maritimen Handwerk, erstmals seien auch Ferienkurse für Jugendliche geplant. In Ausstellungen im Schuppen 50A gehe es zunächst um die Rolle von Docks und vom 4. Juni bis 31. Oktober unter dem Titel „Unbequeme Erinnerungen“ um den Salpeterhandel in Chile und Deutschland.