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Günther Maria Halmer in Premiere von Kroetz’ neuem “Brandner Kaspar”

Theaterfreunde schauen am Samstag gespannt nach München: Dort gibt es nach langer Zeit ein neues Stück von Franz Xaver Kroetz zu sehen – mit Günther Maria Halmer in der Hauptrolle.

Im Münchner Residenztheater hat am Samstag das neue Werk von Franz Xaver Kroetz “Gschichtn vom Brandner Kaspar” Premiere. Angekündigt ist dieses als Volksstück in vier Akten frei nach Motiven von Franz von Kobell. Die Titelrolle spielt der 82-jährige Günther Maria Halmer, Regie führt der Münchner Film-, Schauspiel- und Opernregisseur Philipp Stölzl.

Damit kehrt das einstige Kult-Stück nach einem Vierteljahrhundert in einer völlig neuen Version als Auftragswerk zurück, wie es in der Ankündigung heißt. In Anlehnung an die Mundarterzählung habe sich Kroetz der Geschichte von dem bayerischen Sturschädel, der sich nicht einmal dem leibhaftigen Tod beugen wolle, noch einmal angenommen. Dies sei “sehr ehrlich und berührend, dabei ganz unsentimental und mit viel Humor” geschehen.

Halmer erzählte vorab in einem Interview mit der “Augsburger Allgemeinen”, dass er mit seiner Frau darüber geredet habe, ob er es sich antun solle, die Rolle anzunehmen. Sie habe ihn dann aber bestärkt mit den Worten “Trau dich!”. Ansonsten verriet er, dass es – “wie immer beim Kroetz” – deftig und wahrhaftig zugehe: “Das ist nicht so a bisserl bayerischer Barock, sondern es geht zur Sache. Der Boandlkramer ist da auch kein lustiger Typ, sondern der Tod, wie er ist.” Die Diskussion zwischen dem Alten und dem Tod sei auch nicht lustig, sondern brutal ehrlich. Kroetz wolle, dass das Stück wie ein naives Märchen gezeigt werde.

Der Münchner Schriftsteller und Wissenschaftler Franz von Kobell (1803-1882) veröffentlichte 1871 eine oberbayerische Mundarterzählung über den “Brandner Kaspar”. Sie handelt von einem Schlosser und Jagdgehilfen, der dem Tod, dem “Boandlkramer”, beim Kartenspiel und mit Kirschgeist ein Schnippchen schlägt. Er holt 18 Jahre mehr Lebenszeit beim Falschspielen heraus.

Der Ururgroßneffe von Kobell, Kurt Wilhelm (1923-2009), bearbeitete und inszenierte 1975 das Werk seines Vorfahren und brachte es im Münchner Residenztheater heraus. Dort lief das Volksstück über Jahrzehnte.

Das Bayerische Fernsehen zeigt bis heute immer wieder die Verfilmung mit Fritz Straßner als “Brandner”, Toni Berger als “Boandlkramer” und Gustl Bayrhammer als “Portner Petrus”. Vor allem die Szenen im barocken bayerischen Himmel, in den kein “Preiß” hineinkommt, weil es “sonst kein Paradies” wäre, und mit den vielen Heiligen sind allseits bekannt.

Am Münchner Volkstheater brachte Christian Stückl 2005 eine Neufassung heraus mit Alexander Duda als Brandner und Maximilian Brückner als Boandlkramer. Die Inszenierung steht mittlerweile seit 20 Jahren auf dem Spielplan und ist längst auch zum Kult geworden.