Wegen eines großen Finanzlochs geht die Evangelische Kirche von Westfalen erstmals ohne genehmigten Haushalt in das neue Jahr. Um den Haushalt 2024 auf der landeskirchlichen Ebene auszugleichen, müssen rund 14,4 Millionen Euro aus Rücklagen entnommen werden, wie aus einem Beschluss zum Ende der in Bielefeld tagenden Landessynode hervorgeht. Der Haushalt wird daher mit Bedingungen und Auflagen versehen, unter anderem gilt eine Haushaltssperre.
Zur nächsten Landessynode im Mai muss zudem ein qualifiziertes Haushaltssicherungskonzept vorgelegt werden, „das erkennen lässt, dass der Ausgleich des Haushalts sowie die mittelfristige Sicherstellung der Liquidität schnellstmöglich, spätestens mit der Planung 2028, wieder erreicht werden kann“. Die Kirchenleitung wurde ferner beauftragt, im Mai einen Nachtragshaushalt vorzulegen. Das Defizit betrifft ausschließlich den sogenannten Allgemeinen Haushalt der landeskirchlichen Ebene, der sich aus einem Anteil von neun Prozent am Kirchensteueraufkommen speist.
Hauptgrund für das Finanzloch sind höhere Ausgabenplanungen. Allein Tarifsteigerungen machen rund neun Millionen Euro aus, auch höhere IT-Kosten und finanzielle Risiken aus dem Betrieb von sieben landeskirchlichen Schulen tragen zum Defizit bei. Kostentreiber bei den Ausgaben sind nach den Worten von Finanzdezernent Arne Kupke ferner die gestiegenen Energiepreise und die Inflation. Bei den Einnahmen sei zu befürchten, dass staatliche Leistungen und Refinanzierungen zurückgehen und die von der Wirtschaftslage abhängigen Kirchensteuern auch nominell sinken. Kupke kündigte die Diskussion harter Einschnitte bei der Frühjahrssynode im Mai an.
Aus Kirchensteuern erwartet die westfälische Kirche kommendes Jahr Netto-Einnahmen in Höhe von 548 Millionen Euro, für 2023 wurde mit 520 Millionen Euro geplant. Die 26 Kirchenkreise und 442 Gemeinden erhalten von den Einnahmen im nächsten Jahr 311,4 Millionen Euro. Sie müssen davon die regulären Pfarrstellen finanzieren. In den Haushalt Pfarrbesoldung fließen weitere 93,7 Millionen Euro aus der Kirchensteuer, in den Etat für gesamtkirchliche Aufgaben wie Weltmission und Ökumene 58 Millionen Euro und in den Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die ärmeren ostdeutschen Kirchen 11,6 Millionen Euro.