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Größere Gemeinden und weniger Propsteien

Die braunschweigische Landeskirche will sich in den kommenden Jahren angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Finanzmittel grundlegend verändern.
Nach intensiver Debatte stimmten 35 Synodale für eine weitreichende Strukturreform bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung. „Das ist ein starkes Bekenntnis für eine Kirche mit anderen und für andere“, sagte Thomas Hofer als stellvertretender Landesbischof am Freitag vor dem in Wolfenbüttel tagenden Kirchenparlament.

Unter anderem ist vorgesehen, die Zahl der Propsteien bis 2030 von elf auf vier zu verringern. Diese könnten dann jeweils aus bis zu vier großen Regionalkirchengemeinden mit mindestens 10.000 Gemeindemitgliedern bestehen. Künftig sollen „Kirchliche Ortsausschüsse“ in den ehemaligen Ortskirchengemeinden die kirchliche Arbeit unterstützen.

Auch Stellen in der Verwaltung sollen abgebaut werden. Im Jahr 2036 sollen die Strukturen erneut überprüft werden und die Regionalkirchengemeinden dann möglicherweise an die Stelle der Propsteien treten. Erste Gesetze dazu sollen von der Synode im November 2026 erarbeitet werden.

Zuvor hatten einige Synodale Bedenken geäußert, dass unter anderem die zahlreichen Ehrenamtlichen vor Ort bei den Reformen nicht berücksichtigt würden. Propst Uwe Teichmann (Salzgitter) berichtete von der Sorge vor einer „Urbanisierung der Kirche“. In manchen Regionen bedeute der Beschluss, dass sich bis zu 40 Gemeinden zu einer zusammenschließen müssten.

Pfarrer Thomas Ehgart (Seesen) hatte betont, wie notwendig strukturelle Veränderungen hin zu den Regionalgemeinden seien. Angesichts weniger werdender Pfarrstellen und zunehmender Verwaltungsaufgaben für die verbleibenden Pfarrer sei zu befürchten, dass Pfarrer im Jahr 2035 beispielsweise nur noch einen Teil der Beerdigungen wahrnehmen könnten. „Veränderungen werden kommen und die sind bitter.“

Hofer unterstrich, dass jetzt Strukturen geschaffen werden könnten, die weiterhin der Verkündigung der Gemeinschaft dienen sollen. Kirche werde stärker vernetzt und verbleibe nicht als starre territoriale Einheit.

Es ist die letzte Tagung dieser Legislaturperiode des Kirchenparlaments, bei der am Sonnabend in Braunschweig außerdem eine neue Landesbischöfin oder ein neuer Landesbischof gewählt wird. Zur Wahl im Theologischen Zentrum stellen sich die Berliner Pröpstin Christina-Maria Bammel und der Münchener Pfarrer Norbert Roth, beide 52.

Im Februar 2026 wird sich eine neue Landessynode für sechs Jahre konstituieren. Zur braunschweigischen Landeskirche gehören eigenen Angaben zufolge 264 Gemeinden mit rund 270.000 Mitgliedern im Südosten Niedersachsens und im Ostharz.