Sommerzeit ist Grillzeit. Sobald die Temperaturen steigen, befeuern die Menschen im ganzen Land ihre Grills. Dann duftet es nach Holzkohle, Marinade und frisch geschnittenen Kräutern. Steaks vom Schwein oder Rind, bunte Spieße, würziger Fisch, Käse zum Schmelzen – und für Vegetarier gern auch saftig eingelegter Grillkäse, Gemüsespieße oder marinierte Tofuwürste. Die Auswahl ist verlockend groß, aber am Ende bleibt die Bratwurst – direkt nach dem Steak – das beliebteste Grillgut in deutschen Gärten.
Woher kommt die Bratwurst?
Und damit sind wir schon mitten in einer jahrhundertealten Streitfrage: Wo wohl die erste Grill- oder Bratwurst auf den Rost gelegt wurde? Regensburg verweist auf seine „Wurstkuchl“ mit urkundlichen Spuren bis 1378, Nürnberg hält mit der „Bratwurstküche Zum Gulden Stern“ dagegen, und neuerdings meldet sich Erfurt zu Wort – mit einer Urkunde aus dem Jahr 1269, die zumindest auf eine historische Bratstelle schließen lässt. Wer nun tatsächlich den ersten Biss hatte, wissen wir nicht – aber klar ist: Am Ende muss ohnehin jeder seinen eigenen Senf dazugeben.
Martin Luther aß Thüringer Bratwürste
Erstaunlich jedenfalls, wie lange es diese Tradition schon gibt. Als Martin Luther im Augustinerkloster Erfurt lebte, war die Thüringer Bratwurst in der Region schon lange bekannt. Luther selbst soll gebratenen Hering mit Erbsen, deftige Fleischgerichte und das Bier seiner Frau Katharina besonders geschätzt haben – aber einer heißen Bratwurst hätte er wohl kaum die kalte Schulter gezeigt.
Vielleicht lohnt sich hier der Blick über den eigenen Tellerrand: Während wir genüsslich entscheiden, ob heute Rindersteak, Tofu oder eben Bratwurst auf den Rost kommen, können unzählige Menschen auf dieser Welt nicht einmal davon träumen. Für sie ist Essen keine Frage der Auswahl, sondern der blanken Existenz.
