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Greenpeace und von Hirschhausen werben für Ernährungswende

Mehr nachhaltig produziertes Gemüse und viel weniger Fleisch – Greenpeace und Eckart von Hirschhausen wollen auf Defizite in der Ernährung aufmerksam machen. Dabei geht es auch um viel Geld, das gespart werden könnte.

Fleischlastige und ungesunde Ernährung verursacht in Deutschland laut einer aktuellen Greenpeace-Studie rund 16 Milliarden Euro vermeidbarer Gesundheitskosten. Eine falschgeleitete Ernährung, insbesondere durch erhöhten Fleischkonsum, erhöhe das Risiko für Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie auch psychische Leiden deutlich, heißt es in der am Dienstag in Hamburg vorgestellten Studie “Die versteckten Kosten der Ernährung”.

Die Studie rechnet zudem auch die Umweltkosten hinzu, die durch den Fleischkonsum und die Nutztierhaltung entstehen. Diese liegen demnach jährlich bei rund 21 Milliarden Euro, und damit etwa um 10 Milliarden höher, als der Umbau der Landwirtschaft in Deutschland nach Berechnungen der Zukunftskommission Landwirtschaft im Jahr kosten würde. “Bislang werden diese Folgekosten von der Gesellschaft getragen”, erklärte Studienautorin Beate Richter.

Eckart von Hirschhausen, Arzt und als Gründer der Stiftung “Gesunde Erde – Gesunde Menschen” ebenfalls bei der Vorstellung der Studie dabei, kritisierte, dass gesunde und pflanzliche Ernährung in Deutschland “immer noch einen Beigeschmack von Ideologie” habe. Er warb deshalb für ein “positiveres Framing” von gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln gerade im Einzelhandel. So sollten Bio-Lebensmittel im Supermarkt etwa nicht in separaten “Öko-Regalen” sondern bewusst bei den anderen positioniert werden. “Es muss möglich sein, am Regal das zu finden, was nicht mir und nicht der Erde schadet”, so der Mediziner und Journalist.

Die Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Barbara Bitzer, wies zudem darauf hin, dass ungesunde Ernährung für rund 11 Millionen vorzeitige Todesfälle weltweit verantwortlich sei. Davon könnten rund 20 Prozent durch bessere Aufklärung und Prävention verhindert werden. Zudem könnten die Krankenkassen entlastet werden, die für ernährungsbedingte Krankheiten wie Fettleibigkeit (Adipositas) und Diabetes jährliche Kosten in Milliardenhöhe trügen. “Eine gesunde Bevölkerung ist auch maßgeblich für eine funktionierende Wirtschaft”, betonte Bitzer.

Greenpeace schlägt mehrere Maßnahmen vor, um gezielt auf eine nachhaltigere und gesündere Ernährung in der Bevölkerung hinzuwirken. Dies könne etwa durch eine Mehrwertsteuerreform gesteuert werden, indem ökologisch produzierte und pflanzliche Lebensmittel von der Mehrwertsteuer ausgenommen würden, während für billig produziertes Fleisch und zuckerhaltige Getränke Sonderabgaben erhoben würden. Gleichzeitig solle es ein Verbot für Werbung für ungesunde Lebensmittel geben, die sich insbesondere an Kinder richte. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht kritisierte, dass keine solche Maßnahme im Koalitionsvertrag der künftigen Bundesregierung von Union und SPD vorgesehen sei.