Predigttext
15 Schau doch vom Himmel herab, wo du in Heiligkeit und Pracht wohnst! Wo sind deine brennende Liebe und deine Macht? Dein großes Mitgefühl und deine Barmherzigkeit – wir merken nichts davon. 16 Du bist doch unser Vater! Abraham weiß nichts von uns und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater, „unser Befreier“ – das ist von jeher dein Name. 17 Warum lässt du uns in die Irre gehen, sodass wir deinen Weg verlassen, Herr? Warum machst du unser Herz so hart, dass wir keine Ehrfurcht mehr vor dir haben? Wende dich uns wieder zu! Wir sind doch deine Knechte, wir sind die Stämme, die für immer dir gehören. 18 Für kurze Zeit wurde dein heiliges Volk vertrieben, unsere Feinde traten dein Heiligtum mit Füßen. 19 Es geht uns, als wärst du nie unser Herrscher gewesen.Es ist, als wären wir nicht nach deinem Namen benannt. Reiß doch den Himmel auf und komm herab,sodass die Berge vor dir beben! 64,1 Komm wie ein Feuer, das trockene Zweige in Brand setzt und Wasser zum Kochen bringt! Zeig deinen Feinden, wer du bist. Völker sollen vor dir zittern. 2 Denn du vollbringst furchtbare Taten,die all unsere Erwartungen übertreffen. Komm doch herab, sodass die Berge vor dir beben! 3 Noch nie hat man so etwas vernommen, noch nie hat jemand davon gehört. Kein Auge hat jemals einen Gott wie dich gesehen: Du allein tust denen Gutes, die auf dich hoffen. (Übersetzung: Basis-Bibel)
Ich würde sehr gerne einmal Polarlichter sehen. Dieses Himmelsphänomen entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen der Sonne unsere Atmosphäre treffen. Wie der Name schon sagt, sind sie vor allem in den Polarregionen bei klarem Himmel sichtbar. Aber auch bei uns leuchtet der Himmel im Winter durch die tiefstehende Sonne manchmal in herrlichen Farben. Mich berührt und fasziniert dieses besondere Licht, es ist für mich ein tröstender und ermutigender Hinweis auf Gottes Gegenwart auch in der dunklen Zeit.
Dass der Prophet Jesaja Polarlicht kannte, ist sehr unwahrscheinlich. Aber den rot leuchtenden Abendhimmel kannte er sicherlich. Oder er hatte Bilder von aufreißender Bewölkung und dem Spiel der Sonnenstrahlen vor Augen. Vielleicht sogar Bilder von vulkanischer Tätigkeit, wenn er schreibt: „Reiß doch den Himmel auf und komm herab, sodass die Berge vor dir beben!“ (Jes 63,19b).
Die Urgewalt der Schöpfung
Naturphänomene haben eine besondere Wirkung auf uns Menschen. Sie lassen uns mal staunen oder sogar erschrecken. In diesem Jahr waren es die Bilder vom Vulkanausbruch auf der kanarischen Insel La Palma, die uns noch vor Augen stehen. Die Urgewalt der Schöpfung wird darin deutlich, eine buchstäblich weltbewegende Kraft. Kein Wunder, dass Menschen früherer Generationen diese Phänomene mit Gott in Verbindung gebracht haben.
Jesaja wünscht sich so ein weltbewegendes Eingreifen Gottes. Denn sein Volk ist zwar aus der Gefangenschaft in Babylon wieder heimgekehrt, aber goldene Zeiten sind noch fern. Deshalb sehnt Jesaja sich nach einem Gott, der vor den Völkern seine Macht erweist und damit auch das eigene Volk wieder für sich einnimmt. Er hofft auf ein himmlisches Zeichen: Einen Durchbruch, ein neues Aufscheinen der göttlichen Macht in der Welt. So wie damals, als Gott Abraham auf den Weg schickte.
Eine bessere Zukunft – mit Gott
Wenn Gott sich zeigt, dann wird eine bessere Zukunft möglich sein, davon ist Jesaja überzeugt. Als Prophet möchte er die Hoffnung darauf schüren.
Unsere Gegenwart ist weit von dieser Zeit entfernt, aber unsere heutige Situation ist durchaus vergleichbar. Wir leben ebenso wie Jesaja in einem Wechselspiel von Hoffnung und Ernüchterung. Ein Weihnachtsfest in Normalität, ohne Einschränkungen von Kontakten schien im frühen Herbst noch so greifbar, aber jetzt steht es wieder in den Sternen. Und auch beim zweiten brennenden Thema dieser Tage, beim Klimaschutz, gibt es zwar Fortschritte, aber noch keinen wirklichen Durchbruch. Es bleibt also bei der Hoffnung auf eine gute Zukunft, aber sie scheint noch in weiter Ferne.