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Göttinger Akademie erschließt Werk des Naturforschers Blumenbach

Die Niedersächsische Akademie zu Göttingen hat nach 15 Jahren das Forschungsprojekt „Johann Friedrich Blumenbach – Online“ abgeschlossen. Der Wissenschaft stünden nun die Werke und Sammlungen des bedeutenden Göttinger Naturforschers zur Verfügung, teilte die Akademie am Montag mit.

Blumenbach (1752-1840) war ein Naturforscher in der Epoche der Spätaufklärung und der Romantik, von dem auch Johann Wolfgang von Goethe sowie die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt lernten. Im Gegensatz zu seinen berühmten Schülern sei der zu Lebzeiten international angesehene Gelehrte aber heute nur noch Spezialisten bekannt, sagte Akademie-Sprecherin Adrienne Lochte. Das liege auch daran, dass sein wissenschaftliches Werk kaum zugänglich sei.

Das Forschungsprojekt habe Blumenbachs Werk und seine naturhistorische Sammlung erschlossen und virtuell zusammengeführt, hieß es weiter. Seine Schriften und seine naturkundliche Sammlung seien herausragende Zeugnisse der Naturkunde vor Darwin und zeigten zugleich die europäische Dimension der Gelehrtenrepublik im kolonialen Zeitalter. Die gesammelten Objekte stammten von allen Kontinenten und seien daher auch eine Quelle der Geschichte der Entdeckungen und des Kolonialismus. Unter den zahlreichen Stücken befanden sich 274 menschliche Schädel, die bis heute fast komplett am Anatomischen Zentrum der Göttinger Universitätsmedizin erhalten geblieben sind.

Blumenbach publizierte der Akademie zufolge Belege für die Gleichwertigkeit aller Menschen und sei damit zum Begründer des wissenschaftlichen Antirassismus geworden. Seine Schriften wurden auch von den Gegnern der Sklaverei häufig zitiert. „Johann Friedrich Blumenbach – Online“ war das erste rein digitale Projekt an der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.