Die Jüdische Akademie in Deutschland und die Goethe-Universität in Frankfurt am Main wollen für ihre gemeinsame Forschung am 30. Oktober einen langfristigen Kooperationsvertrag unterzeichnen. Der Vertrag solle Grundstein sein für eine gemeinsame und international anschlussfähige Forschung sowie ein Zeichen der Verbundenheit und Solidarität setzen mit jüdischem Leben in Deutschland, heißt es in einer Mitteilung der Goethe-Universität. Inhaltlich gehe es unter anderem um historische Bildungsforschung, sagte der Erziehungswissenschaftler Wolfgang Meseth von der Goethe-Universität dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Bei einem gemeinsamen Projekt von Akademie und Universität stünde beispielsweise die Entwicklung der nationalsozialistischen Pädagogik zwischen 1933 und 1945 im Mittelpunkt, sagte Meseth. Es herrsche ein Mangel an Wissen und Aufklärung darüber, wie es in kurzer Zeit gelingen konnte, die Schulen mithilfe der Umstellung von Lehrplänen und dem Ausschluss von Andersdenkenden ideologisch auf NS-Linie zu bringen.
Die Diskussion um die Vergleichbarkeit von Holocaust und kolonialen Verbrechen ist ein weiteres gemeinsames Thema des Fachbereichs Erziehungswissenschaften und der Jüdischen Akademie, die Ende September das Richtfest für das neue Akademiegebäude in Frankfurt gefeiert hat. „Wir wollen sensibel machen für die Schwierigkeit, Massenverbrechen miteinander zu vergleichen“, sagte Meseth.
Die Beschäftigung mit Konzepten zu Antisemitismus und Rassismus sowie deren Weiterentwicklung solle Lehrkräfte befähigen, mit Schülern zu diskutieren. Dazu gehöre auch ein breiteres Wissen über die Entstehung des Staates Israel sowie den Unterschied zwischen einer Religion und dem Existenzrecht eines Staates. Zugleich müssten die Lehrkräfte im Blick haben, vor welchem persönlichen Hintergrund die Schülerinnen und Schüler diskutieren, wo etwa die familiären Wurzeln liegen.
Mit empirischer Forschung wiederum wolle man herausfinden, wie es tatsächlich an den Schulen aussieht. Welche Möglichkeiten haben die Bildungseinrichtungen, über kontroverse Themen zu diskutieren, und wie sprachfähig sind die Lehrkräfte? Das Wissen darüber sei notwendig, um neue Konzepte zu entwickeln, sagte der Wissenschaftler.
Auch der Fachbereich Evangelische Theologie arbeite bereits mit der Jüdischen Akademie zusammen. Bei dem sogenannten Synagogenprojekt gehe es um den Erhalt regionaler Zeugnisse jüdischer Kultur in Hessen.