Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sieht den Reformprozess im Senderverbund weiter auf einem guten Weg. „Wir geben Vollgas“, sagte der 63-Jährige am Donnerstag nach einer Sitzung der Intendantinnen und Intendanten der ARD in Frankfurt (Oder). 95 Prozent der Reformvorhaben seien umgesetzt, der Rest sei noch offen. Beschlossen wurde bei der Sitzung die Einrichtung von zwei weiteren journalistischen Kompetenzcentern und einer Gemeinschaftsredaktion. Außerdem soll eine zunächst befristet geplante Aufstockung bei beliebten ARD-Digitalangeboten nun dauerhaft gelten.
In den Kompetenzcentern „Wissen, Bildung und Schule“ und „Reisen“ sollen künftig überregionale Programmangebote unter anderem für Fernsehen und Radio produziert und allen ARD-Sendern zur Verfügung gestellt werden. Die beiden Einrichtungen ergänzen damit die Kompetenzcenter „Klima“, „Verbraucher“ und „Gesundheit“, die noch in der ersten Jahreshälfte starten sollen.
Eine virtuelle Gemeinschaftsredaktion zum Themenbereich „Kochen und Kulinarik“ soll bereits Geplantes für die Dritten Programme umsetzen, die Angebote besser aufeinander abstimmen und „attraktive Projekte“ für die digitalen Verbreitungswege anschieben.
Über die Federführungen der Einheiten werde bis April entschieden, teilte die ARD mit. Zudem würden bis Jahresende weitere Themenfelder geprüft, in denen eine vertiefte Zusammenarbeit sinnvoll sei.
SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler verwies darauf, dass die Umstrukturierungen ab 2025 zu Einsparungen von 50 Millionen Euro pro Jahr führten. Das frei werdende Geld werde vor allem für digitale Inhalte eingesetzt. Dies sei bereits bei der Anmeldung des Finanzbedarfs für die Periode von 2025 bis 2028 bei der zuständigen Kommission KEF berücksichtigt worden, sagte Bratzler, der auch Vorsitzender der Gemeinsamen Programmkonferenz der ARD ist.
Der ARD-Vorsitzende Gniffke sagte, bei der Sitzung der Intendantinnen und Intendanten seien die kürzlich vorgelegten Vorschläge des Zukunftsrats für die öffentlich-rechtlichen Medien intensiv diskutiert worden. Die Ideen des von den Bundesländern eingesetzten Gremiums seien ein „Katalysator“ für die Reformen im Senderverbund, betonte der SWR-Intendant.
So finde der Appell, sich stärker auf jüngeres Publikum und digitale Ausspielwege zu konzentrieren, in einem Beschluss zugunsten der „Big Five“ bei den Digitalangeboten Niederschlag, sagte Gniffke. Dazu gehören neben der ARD-Mediathek die ARD-Audiothek, „tagesschau.de“, „sportschau.de“ und der mit dem ZDF gemeinsam betriebene Kinderkanal. Hier werde es erst einmal keine auslaufenden Verträge geben, sagte Gniffke. Dies gelte auch für das Online-Jugendangebot Funk von ARD und ZDF.
Gniffke kündigte nach der Sitzung zudem eine noch engere Kooperation mit dem ZDF beim Videostreaming und mit dem Deutschlandradio beim Audiostreaming an. Offen sei noch die Entscheidung über die Zukunft der Spartensender wie Tagesschau24, One oder ARD-Alpha. Die ARD hatte Ende 2022 angekündigt, dass einer dieser Sender aus dem linearen TV-Angebot gestrichen und nur noch digital verbreitet werden solle. Eine Entscheidung dazu wird laut Gniffke im Laufe dieses Jahres fallen.