Die Historikerin Eva Seemann ist am Freitag für ihr Buch über kleinwüchsige Menschen mit dem Gleim-Literaturpreis 2023 ausgezeichnet worden. Die Autorin mache deutlich, dass die Betroffenen an deutschen Höfen der frühen Neuzeit bis zum 18. Jahrhundert oft zentrale Funktionen als Vertraute, Berater und politische Amtsträger übernommen hätten, teilte das Gleimhaus in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) mit. Die Festrede hielt Anna Spindelndreier, freie Fotografin aus Dortmund und selbst kleinwüchsig.
In dem Buch werde deutlich, dass kleinwüchsige Menschen nicht nur Unterhalter und Spaßmacher gewesen seien, teilte das Gleimhaus mit, das sich als Museum der deutschen Aufklärung versteht. Mit „Hofzwerge. Kleinwüchsige Menschen an deutschsprachigen Höfen der frühen Neuzeit“ werde erstmals das Gesamtphänomen zwischen Absolutismusgeschichte, Zeremoniell, Kunst- und Literaturgeschichte sichtbar. Verständlich, schnörkellos und klar lege Seemann ihre Forschung dar, der ein immenses Archivstudium zugrunde liege.
Die 1987 geborene Seemann studierte Geschichte und französische Philologie in Potsdam, Lyon und Berlin. Bis vor kurzem war sie am Historischen Institut der Universität Zürich tätig. Inzwischen ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Deutsche Historische Institut Paris gewechselt.
Das Gleimhaus ist nach eigenen Angaben eines der ältesten deutschen Literaturmuseen. Es wurde 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) eingerichtet. Die Sammlung beherbergt den Nachlass Gleims mit Bildern, Büchern und Briefen.