Hamburg. Der Glaube spielt im Film „Ist da wer?“ die Hauptrolle: Regisseurin Simone Jung hat sich dafür über zwei Jahre lang mit ihrem Team auf Spurensuche in der Hamburger Kirchengemeinde Ottensen begeben, um zu erfahren, was eine Kirchengemeinde und Kirchengemeinschaft ausmacht. Gezeigt wird der Film mit dem Untertitel „Glaube, Liebe, Hoffnung. In Ottensen.“ am Montag, 24. Oktober, zum Start der Reihe „Licht und Dunkel“ der Evangelischen und der Katholischen Akademie um 20 Uhr im Zeise Kino.
„Am Anfang stand ein Auftrag des ZDF, einen Film für die Weihnachtszeit über eine Kirchengemeinde zu drehen“, erinnert sie die Regisseurin, die seit vielen Jahren Dokumentationsfilme dreht. Dafür war sie in zwei Kirchengemeinden. Während die eine in der Dokumentation vorgestellt wird, wurde die andere zum Star ihres eigenen Films: die Kirchengemeinde Ottensen. „In der Gemeinde haben aber so viele Menschen mit so viel Begeisterung mitgemacht, dass wir uns entschieden haben, hier auf eigene Faust einen Film zu machen“, erzählt Simone Jung. Immer wieder sprach sie mit den Pastoren, mit Gemeindemitgliedern, besuchte Feiern in der Kirche und stellte Fragen wie: Was bedeutet es, zu glauben? Was macht der Glaube mit den Menschen? Und wie fühlt sich Glauben an?
“Gott ist eine Wolke”
Die fünfjährige Juliette sagt, sie denke immer, Gott sei eine Wolke. Detlef der Hausmeister vermutet, Menschen, die an Gott glauben, fühlen sich beschützt; er selbst jedoch kann einfach nicht glauben. Isolde Richter lebt im Seniorenheim und denkt, Glauben sei Vertrauen – das sind Beispiele für Antworten, die die Regisseurin erhalten hat. „Wir haben die Arbeiten an dem Film mit einem offenen Ansatz begonnen, aber dann kamen Corona und der erste Lockdown“, schildert sie die Entwicklung der Dreharbeiten. „Damit stand die Frage im Mittelpunkt, was eine Gemeinde, die so sehr durch intensive Zusammenkünfte den Glauben lebt, in einer Krisensituation macht.“
Durch ihre lange Begleitung hat sie die Gemeinde in einer Zeit erlebt, in der Glauben vor und während des Lockdowns erfahren wird. So habe sie in dem 108 Minuten langen Film beispielsweise zwei Ostergottesdienste zeigen können, einmal vor und einmal während der Pandemie.
Rituale, Krisendokumentation, menschliche Porträts, Pfarralltag – der Film setzt sich aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln zusammen. „Die Menschen haben mit großer Offenheit mitgemacht“, sagt Jung. „Wer über seinen Glauben spricht, gibt schließlich immer etwas Persönliches von sich preis.“ Ältere, Kinder, Familien – gezeigt würden viele Facetten eines prallen Gemeindelebens. Zudem geht es immer wieder darum, wie Glaube gelebt wird: Was unterscheidet einen Menschen, der glaubt, von einem Menschen, der nicht glaubt?“, wollte die Regisseurin wissen.
Poetisch und tiefgründig
„Im Film stellen sich viele Fragen, die mich auch persönlich angehen“, erklärt Simone Jung. „Das sind Fragen zum Glauben und damit zum Sinn in diesem Leben, die ich mir auch selber stelle.“ Entstanden ist laut Ankündigung ein „poetischer, assoziativer und tiefgründiger Film über Gemeinschaft, über das, was Glauben sein und bewirken kann, und letztlich auch über Halt gebenden Sinn und den manchmal unerträglichen Unsinn unseres Seins.“
Info
Die Reihe „Licht und Dunkel. “ findet vom 24. Oktober bis zum 12. Dezember in den Zeise-Kinos, Friedensllee 7-9, statt. Das Programm ist hier zu finden.