Zu Beginn der Nationalen Krebspräventionswoche ermuntern die Deutsche Krebshilfe, das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Deutsche Krebsgesellschaft die Bundesbürger zu mehr Bewegung. “Schätzungsweise sechs Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland entstehen als Folge von Bewegungsmangel“, erklärten die Experten in Bonn und Heidelberg. Umgekehrt könnte tägliche Bewegung das Krebsrisiko deutlich senken.
“Insbesondere das Risiko für einige häufige Krebsarten wie Brustkrebs (nach den Wechseljahren) und Darmkrebs kann durch körperliche Aktivität um 20 bis 30 Prozent reduziert werden”, heißt es. Auch für weitere Tumorarten, darunter Krebs der Blase und der Nieren, des Magens und der Speiseröhre, gebe es Hinweise, dass Bewegung das Erkrankungsrisiko verringern kann.
Positive Effekte auch ohne Leistungssport
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums, Michael Baumann, erklärte, regelmäßige Bewegung müsse kein Leistungssport sein. “Auch Alltagsbewegungen wie Spazierengehen oder Treppensteigen statt Aufzugfahren wirken sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus.” Studien deuteten darauf hin, dass bereits sehr kurze Einheiten einen positiven Effekt auf die Gesundheit hätten. “Daher ist jede kurze Aktivität besser als keine Bewegung. Wichtig ist, dass regelmäßige Bewegung zu einer Gewohnheit wird.”
Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 150 bis 300 Minuten moderate oder 75 bis 150 Minuten intensive Bewegung pro Woche. Diese Dauer erreichen nach Angaben der Krebsexperten jedoch nur ein Drittel der Frauen und etwa die Hälfte der Männer. Krebsforschungszentrum, Krebshilfe und Krebsgesellschaft fordern daher niedrigschwellige Bewegungsangebote, die es allen Menschen leichter machten, sich ausreichend zu bewegen. Beispielsweise sollten Städte und Kommunen den öffentlichen Raum bewegungsförderlich gestalten, etwa mit einem sicheren Fahrradwegenetz und beleuchteten Laufstrecken.
Schulsport ohne Noten kann Kinder motivieren
Besonders wichtig sei es, schon Kinder für körperliche Aktivität zu begeistern, betonen die Experten. Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, fordert deshalb an allen Schulen eine tägliche, unbenotete Schulsportstunde, damit Kinder mit Freude in Bewegung bleiben.
Auch für Krebspatientinnen und -patienten sei es von Vorteil, regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren oder gezielt Sport zu treiben. “Eine Bewegungstherapie kann Betroffenen während und nach der Krebsbehandlung dabei helfen, die Erkrankung besser zu bewältigen sowie Therapienebenwirkungen wie etwa Fatigue – eine chronische Erschöpfung – abzumildern”, so Michael Ghadimi, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Experten empfehlen Krebserkrankten, nach einer Eingewöhnungsphase pro Woche 150 Minuten mäßig oder 75 Minuten körperlich-anstrengend aktiv zu sein.
Die Krebspräventionswoche findet jährlich im Monat September statt; sie dauert noch bis Sonntag. Im Fokus steht jedes Jahr ein anderer Lebensstil-Faktor, der das Krebsrisiko beeinflusst.