Zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ – dem sogenannten „Orange Day“ – am 25. November haben Kabinettsmitglieder in Niedersachsen zum nachhaltigen Kampf gegen geschlechterbasierte Gewalt aufgerufen. „An jedem dritten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, alle 45 Minuten wird – statistisch gesehen – eine Frau Opfer von Partnergewalt“, sagte der Sozial- und Gleichstellungsminister Andreas Philippi (SPD). Die Dunkelziffer liege vermutlich noch deutlich höher. Das sei erschreckend und dürfe von der Gesellschaft nicht toleriert werden.
Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sagte: „Jeder und jede einzelne von uns muss sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen stark machen!“ Es sei und bleibe essenziell, der Gewalt an Frauen mit der ganzen Härte des Rechtsstaates sowie gesamtgesellschaftlich entschieden entgegenzutreten.
Die Caritas in Niedersachsen forderte die unverzügliche Umsetzung des geplanten Gewalthilfegesetzes. Jede dritte Frau in Deutschland erlebe im Laufe ihres Lebens physische und/oder sexuelle Gewalt. Bundesweit seien im vergangenen Jahr 938 Mädchen und Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes, fast jeden Tag eine Frau oder ein Mädchen getötet worden.
Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, erklärte, jede Gewalttat sei eine Tat zu viel. Auch 2023 seien die Zahlen von betroffenen Frauen gestiegen. Gerade im partnerschaftlichen Kontext hätten die Zahlen zugenommen: 180.715 Frauen hätten häusliche Gewalt erfahren müssen: „Das ist ein neuer trauriger Rekord.“
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen übte Kritik an der unterschiedlichen Finanzierung von Frauenhäusern in dem Bundesland. Plätze in Frauenhäusern müssten kostenlos sein. Bundesweit fehlten etwa 13.300 Plätze in Frauenhäusern. Im vergangenen Jahr habe nur jede dritte Frau in der Nähe ihres Wohnorts Schutz in einer entsprechenden Einrichtung gefunden. „Die Zahlen machen deutlich, wie dramatisch die Lage ist“, sagte SoVD-Vorständlerin Annette Krämer. 2023 habe jede vierte Frau ihren Aufenthalt im Frauenhaus teilweise oder sogar vollständig selbst bezahlen müssen.
Der ver.di-Landesbezirksfrauenrat sprach sich für den Ausbau von Frauenhäusern und mehr finanzielle Unterstützung von Familienberatungsstellen in Niedersachsen und Bremen aus.