Nicht “Was hättest Du getan?”, sondern “Was tust Du?” – Gedenkstätten wollen das Erinnern an die NS-Zeit mehr mit der heutigen Zeit verbinden. Dazu haben sie eine Kampagne gestartet. Mit klaren Botschaften.
Unter “#GeradeJetzt” haben zahlreiche Gedenkstätten und Lernorte am Mittwoch Botschaften für die Demokratie in den Sozialen Medien verbreitet. Damit startet eine gemeinsame Kampagne online und offline, die die Wichtigkeit des Erinnerns an die Verbrechen der Nationalsozialisten zeigen will, wie die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte am Mittwoch mitteilte. Die Einrichtungen wollen damit im 80. Jahr der Befreiung vom Nationalsozialismus nach eigenen Angaben auch Kritik an aktuellen Formen von Extremismus üben und die Arbeit der Gedenkstätten sichtbarer machen.
Die in einheitlichem Design veröffentlichten Bilder im Netz zeigen Sätze wie “Demokratie braucht Erinnerung” oder “‘Was hättest du getan?’ heißt jetzt ‘Was tust Du?'”. Der 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus falle in eine Zeit, die Gedenkstätten und Gedenkorte in vielerlei Hinsicht vor Herausforderungen und Unwägbarkeiten stelle, hieß es. Ab dem 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, veröffentlichen die Lernorte und Gedenkstätten im Rahmen der Kampagne Biografien und Zitate zu den Ereignissen vor 80 Jahren.
Rund um die Befreiungstage im April und Mai werde unter dem Motto “Ich bin hier” das Digitale mit dem Analogen verbunden, so die Stiftung. Zum Beispiel fordern die Gedenkstätten dazu auf, Besuche auch in den Sozialen Medien zu dokumentieren.
“#GeradeJetzt ist eine Aufforderung für jeden Tag”, sagte Jonas Kühne aus dem Vorstand des Verbandes der Gedenkstätten in Deutschland. “Eine starke Zivilgesellschaft, die vielen Initiativen, Vereine und engagierten Einzelpersonen sind das Fundament einer gelebten Demokratie und die kritische Erinnerungsarbeit eine ihrer wesentlichen Stützen.”
Christine Glauning, Ko-Sprecherin des Netzwerks der Erinnerungsorte zur NS-Zwangsarbeit in Deutschland, sagte, Gedenkstätten riefen immer auch die Verantwortung für die Gegenwart ins Gedächtnis. “Mit der Kampagne #GeradeJetzt wollen wir gemeinsam ein solidarisches Zeichen dafür setzen, dass Demokratie und Menschenrechte unsere Wachsamkeit als Gesellschaft erfordern und nie als selbstverständlich erachtet werden dürfen.”