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Georg-Walser-Stipendium für Erinnerungsarbeit fördert drei Projekte

An vergessene Gegner des Nationalsozialismus zu erinnern, war dem 2020 gestorbenen Journalisten Georg Walser wichtig. Ein in seinem Namen vergebenes Stipendium fördert nun zum dritten Mal Projekte zur Erinnerungsarbeit.

Das katholische Medienhaus Sankt Michaelsbund in München hat zum dritten Mal das Georg-Walser-Stipendium für Erinnerungsarbeit vergeben. Dieses ist mit insgesamt 4.500 Euro dotiert und soll junge Journalisten, Wissenschaftler und Schüler anregen, sich mit Widerstand gegen Diktatur und Unrecht zu befassen, wie das Haus mitteilte.

Eine Förderung von 2.500 Euro erhalten der Mitteilung zufolge die Reporterinnen Eileen Kelpe und Katharina Zöpfl für ihre geplante journalistisch-philosphische Spurensuche “Stimmen aus der NS-Todeszelle”. Die beiden wollen Briefe von zum Tode Verurteilten aus dem Münchner Gefängnis Stadelheim nachverfolgen, die nie abgeschickt wurden, nun aber Hinterbliebenen zugestellt wurden und werden.

Je 1.000 Euro geben an den Freiburger Nachwuchsjournalisten Joshua Kocher sowie an Michael Stierstorfer vom Benediktinergymnasium Schäftlarn bei München. Kocher plant eine Reportage über eine Reise Jugendlicher der Bildungseinrichtung Christophorus Jugendwerk in Breisach-Oberrimsingen ins einstige KZ Auschwitz. Stierstorfers Projekt trägt den Titel “Grafischer Holocaust und bildlicher Judenhass” und soll sogenannte Schüler-Booktubes, literarisch-politische Erklärvideos, zu Graphic Novels produzieren. Diese seien gedacht, um wiederum andere Jugendliche zum Lesen von Werken über die Untaten der Nationalsozialisten anzuregen.

Das Stipendium ist nach dem Journalisten Georg Walser (1969-2020) benannt. Er beschäftigte sich zeitlebens beruflich und ehrenamtlich mit vergessenen Gegnerinnen und Gegnern des Nationalsozialismus wie dem 1934 ermordeten Publizisten Fritz Gerlich.

Der Jury zur Vergabe des Stipendiums ist laut Mitteilung prominent besetzt. Ihr gehören unter anderen Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle und die Vorsitzende der Weißen-Rose-Stiftung, Hildegard Kronawitter, an. Auch die Witwe des Journalisten, Christina Walser, ist Teil des Gremiums. Sie zeigte sich überzeugt, dass ihr Mann besonders von dem Booktube-Projekt begeistert gewesen wäre, schon wegen der Verbindung von Erinnerung, Jugend und Technik: “Ich sehe ihn quasi mit den Schülern im Aufnahmestudio sitzen, mittendrin – und für jeden eine Aufgabe finden, der er gewachsen ist.”