Mit Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen ist am Mittwoch in Berlin an den zentralen Mahnmalen der NS-Opfergruppen an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert worden. Dabei gestalteten die Beauftragten der Bundesregierung für Antidiskriminierung, Antisemitismus, Antiziganismus, Integration, sexuelle Vielfahrt und Behinderte das Gedenken erstmals gemeinsam. Gedenkfeiern gab es unter anderem am Holocaust-Mahnmal und an den Denkmälern für die ermordeten Sinti und Roma, für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen und für die von Nazis getöteten Menschen mit Behinderungen nieder. Anlass war der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar.
In einer gemeinsamen Erklärung der Beauftragten hieß es, das Gedenken an die Millionen Opfer falle in eine Zeit, in der sich unzählige Menschen durch rechtsextremistische Vertreibungspläne existenziell bedroht fühlten: „Deswegen gedenken wir heute gemeinsam und betonen: Kein Mensch in unserem Land darf jemals um die eigene Sicherheit fürchten müssen, weil er einer Gruppe angehört, gegen die sich menschenfeindliche und mörderische Ideologien richten.“
Unterzeichnet haben die Erklärung die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman, der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein, der Beauftragte gegen Antiziganismus, Mehmet Daimagüler, die Integrationsbeauftragte Reem Alabali-Radovan (SPD), der Beauftragte für die Akzeptanz sexueller Vielfalt, Sven Lehmann (Grüne) und der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel.
Weiter hieß es, Deutschland im Jahr 2024 sei ein Land der Vielfalt: „Jüdinnen und Juden, Musliminnen und Muslime, Sinti und Roma, Schwarze Menschen, Menschen mit Einwanderungsgeschichte, Menschen mit Behinderungen, queere Menschen.“ Sie alle gehörten zur pluralen Bundesrepublik.
Der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel erinnerte an dem Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde an die Hunderttausende von den Nazis getöteten behinderten Menschen. Mehr als 400.000 Menschen seien zudem zwangssterilisiert worden. „Hinter jeder dieser unfassbar großen Zahl steht eine individuelle Leidensgeschichte“, sagte Dusel.
Viele der Opfer hätten über Jahrzehnte in der Bundesrepublik keine Anerkennung ihres Leidens erfahren oder hätten geschwiegen, während viele der damals verantwortlichen Ärzte nicht belangt wurden, obwohl sie den hippokratischen Eid gebrochen haben. „Diese Schande wird die Medizin nicht mehr los“, sagte Dusel. Inklusion sei deshalb keine Ideologie, sondern die menschenrechtliche Antwort auf diese unfassbaren Verbrechen.