Im ehemaligen niedersächsischen Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager Bergen-Belsen bei Celle ist am Sonntag eine neue Sonderausstellung eröffnet worden. Im Fokus der Ausstellung „Ein Tatort: Bergen-Belsen“ stehe die Frage nach den Motiven der Täter, teilte die Gedenkstätte am Sonntag mit. „Es braucht eine Auseinandersetzung mit den Tätern, um besser zu verstehen, wie es zu diesen Taten kommen konnte“, sagt Elke Gryglewski, Leiterin der KZ-Gedenkstätte.
Bis zum 15. Dezember sind in Bergen-Belsen auf Stellwänden und Monitoren Fotos, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Prozessunterlagen und andere historische Dokumente zu sehen. Dabei werden einzelne Täter näher vorgestellt und gezeigt, wie staatliche Institutionen Leiden und Sterben der Lagerinsassen gezielt förderten und dass dieses Vorgehen von großen Teilen der Zivilbevölkerung gebilligt wurde.
„Es gibt große Unterschiede bei den Gründen, warum sich Menschen an den Verbrechen beteiligten“, sagt Gryglewski. In den in der Ausstellung präsentierten Zitaten der Täter sowie in Aussagen ihrer Opfer zeigten sich Rassismus, Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft ebenso als Antriebsfeder wie Gleichgültigkeit, Gruppendruck und die Aussicht auf materielle Vorteile und berufliche Karriere. Es wird auch thematisiert, dass nur eine Minderheit der KZ-Wachmannschaften und ihrer Leitung sich nach dem Krieg vor Gericht verantworten musste.
Am Ende der Ausstellung wird der Blick der Besucher auf die Gegenwart gelenkt und gefragt: Was hilft Menschen, nicht zu Tätern zu werden? Welche Regeln brauchen Institutionen, damit sie sich nicht an Verbrechen beteiligen?
In Bergen-Belsen starben bis 1945 mehr als 70.000 Menschen an Misshandlungen, Krankheiten und Hunger – 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde.