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Gedächtnisforscherin: Gehirn schon in jungen Jahren trainieren

Das quengelnde Kleinkind mit dem Smartphone ruhigstellen? Bloß nicht, warnt Gedächtnisforscherin Hannah Monyer. Gerade Kinder müssten lernen, sich auf eine Sache konzentrieren zu können – das brächte ihnen Vorteile.

Kinder sollten nach Worten der Neurobiologin Hannah Monyer schon früh zum Lernen und zu Gedächtnistraining animiert werden. “Bei Kindern gibt es Zeitfenster, in denen sie sich mit geringem Aufwand bestimmte Fähigkeiten aneignen, sie saugen Wissen auf”, sagte die Heidelberger Forscherin dem “Spiegel” (Samstag). So nehme die Fähigkeit, eine Fremdsprache zu lernen, schon ab dem neunten Lebensjahr deutlich ab.

Ebenso warnt die Expertin davor, Kinder im Alltag dadurch ruhigzustellen, dass man ihnen das Smartphone in die Hand gibt. “Vor allem weil Kinder so nicht die Fähigkeit entwickeln, in Ruhe bei einer Sache zu bleiben, sich nur auf diese zu konzentrieren, in einen Flow zu geraten.” Als “Flow” bezeichnete die Forscherin den Zustand, gleichzeitig konzentriert wie selbstvergessen mit einer Sache beschäftigt zu sein. “Kinder, die zu sehr dem Tempo der digitalen Geräte ausgesetzt sind, lernen nicht, diesen Zustand zu erreichen. Sie versetzen ihr Gehirn durch die Flut an Signalen in einen dauerhaften Alarmzustand.”

Durch die Nutzung von technischen Hilfsmitteln wie Smartphones und Tablets habe zudem die Fähigkeit abgenommen, neues Wissen abzuspeichern und zu verinnerlichen, so Monyer. Das habe gravierende Auswirkungen auf die Gedächtnisleistung. “Das Gehirn schaltet ungenutzte Synapsen ab, also die Verbindungsstellen zwischen zwei Nervenzellen im Gehirn. Die Information fließt nicht mehr von einer Zelle zur anderen.” Die Bildung neuer Synapsen werde mit dem Alter immer schwieriger.