Das Hochland im Zentrum Sri Lankas ist geprägt von grünen Hügeln und ausgedehnten Teeplantagen. „Es ist eine sehr beeindruckende Natur und Landschaft“, beschreibt Andreas Frick, Hauptgeschäftsführer von Misereor, seine Eindrücke von dort. Er bereiste den Inselstaat im Indischen Ozean aber nicht als Tourist, sondern besuchte ein Projekt, das das katholische Hilfswerk in diesem Jahr in den Mittelpunkt seiner Fastenaktion stellt.
Die Spendenkampagne wurde am Sonntag mit einem Gottesdienst in Essen eröffnet und läuft bis Ostersonntag. Unter dem Leitwort „Auf die Würde. Fertig. Los!“ wird der Blick auf die schwierige Lebenssituation von Tamilinnen und Tamilen im Hochland von Sri Lanka gelenkt. „Dabei geht es darum, die Situation der Menschen in der Region nachhaltig zu verbessern und ihre Würde zu bewahren“, sagt Frick.
Die Vorfahren der Tamilen wurden vor fast 200 Jahren von den britischen Kolonialherrn aus Indien als Arbeitskräfte auf die Plantagen geholt, um erst Kaffee und später Tee zu pflücken. Eine Tätigkeit, die vor allem für die Frauen der Region noch immer die wichtigste Einkommensquelle ist. „Aber die Arbeitsbedingungen sind hart, die Bezahlung ist schlecht, und die Hochland-Tamilen sind eine diskriminierte Gruppe“, berichtet Evanjalina Sampathawaduge von der Caritas Sri Lanka. Oft werde ihnen die Staatsbürgerschaft verweigert. Der Zugang zu Bildung und Gesundheit sei schlecht.
Auf den Plakaten der Fastenaktion ist die junge Frau N. Rajanayagi zu sehen, die einen kleinen Laden in dem Dorf Galaboda betreibt. Ihre Mutter, Groß- und Urgroßmutter haben noch als Teepflückerinnen auf den Plantagen gearbeitet, eine schwere Arbeit, die die Hände rissig werden lässt und im Rücken schmerzt. „Es sind fast ausschließlich Frauen, die in der oft prallen Sonne an den Hängen stehen“, erzählt Frick. „Sie müssen die Blätter ernten und in einen Sack stecken, der am Hinterkopf befestigt ist.“ Der Sack wiege am Ende des Tages rund 20 Kilo. Im Schnitt umgerechnet vier Euro erhalten demnach die Pflückerinnen Lohn am Tag.
Für N. Rajanayagi stand daher fest, dass sie nicht als Teepflückerin arbeiten will. Ihr Traum war es, einen kleinen Shop zu eröffnen – durch eine Starthilfe der Caritas wurde das möglich. „In dem kleinen Geschäft gibt es Snacks in Tüten, Kokosnüsse, Räucherstäbchen, Milchpulver und vieles mehr“, zählt der Misereor-Hauptgeschäftsführer auf. Durch die Einnahmen ist die junge Tamilin finanziell unabhängig geworden. „Wir haben genug zu essen und ich kann auf Bücher sparen“, sagt die 31-Jährige stolz. Doch nicht nur ihr gehe es besser: „Wir halten im Dorf alle zusammen, und die Siedlung blüht auf.“
Die Caritas in Sri Lanka unterstützt die Menschen dabei, ihre Ernährung zu verbessern, indem sie etwa Gemüse anbauen oder Tiere halten. „Sie werden auch darin bestärkt, sich für ihre eigenen Rechte zu engagieren und zusätzliches Einkommen zu erschließen“, betont Sampathawaduge. Außerdem gehe es darum, den Zugang zu sauberem Trinkwasser, Bildung und Gesundheit zu verbessern.