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Früherer Kurienkardinal Sarah aus Guinea wird 80

Was brutale Diktatoren, die Apollo-11-Mission und der Staffelstab der Päpste im 20. und 21. Jahrhundert miteinander zu tun haben? Das spiegelt sich alles in der langen Karriere eines Kirchenmanns aus Schwarzafrika.

Kardinal Robert Sarah aus Guinea, bis 2021 Leiter der vatikanischen Gottesdienstbehörde, wird am Sonntag (15. Juni) 80 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze scheidet der konservative Westafrikaner aus dem Kreis der Papstwähler aus. Damit sind derzeit noch 132 der 251 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.

Sarah ist ein erklärter Anhänger jahrhundertealter kirchlicher Traditionen und ein entschiedener Gegner von Reformbemühungen, wie sie der verstorbene Papst Franziskus vorantrieb. Zwischenzeitlich galt der Guineer sogar selbst als papabile.

2020 veröffentlichte Sarah ein kontroverses Buch zur Verteidigung des Priesterzölibats, zu dem Franziskus’ Vorgänger, Papst Benedikt XVI. (2005-2013), ein Vorwort beisteuerte. Es sollte Franziskus offenbar von einer möglichen Liberalisierung abhalten.

Geboren 1945 im Dorf Ourouss im damaligen Französisch-Westafrika und gebildet durch Missionare des Spiritaner-Ordens, wurde Sarah am 20. Juli 1969, dem Tag der Mondlandung von Apollo 11, zum Priester geweiht. Nach dem Weiterstudium in Rom und Jerusalem ernannte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mit 34 Jahren zum Erzbischof der Hauptstadt Conakry – dem damals jüngsten der Weltkirche.

Im von Terror, Gewalt und Tod gezeichneten Guinea wagte es Sarah sogleich, Misswirtschaft und Diktatur öffentlich zu kritisieren. Und er behielt diese unerschrockene Haltung über die Jahrzehnte bei.

Der Papst aus Polen sah in Sarah offenbar einen Bruder im Geiste; er machte ihn zum Kardinal und 2001 zum zweiten Mann der einflussreichen vatikanischen Missionskongregation. Der Deutsche Benedikt XVI. berief Sarah dann 2010 zum Chef des weltweiten päpstlichen Hilfswerks Cor Unum.

Im Konklave 2013 galt der Guineer selbst als aussichtsreicher afrikanischer Kandidat für das Papstamt. Allerdings hatte er sich mit Polemiken gegen westliche Dekadenz und gegen islamistischen Fundamentalismus auch Gegner gemacht.

Unter dem Argentinier Franziskus dann kam Sarah in die Rolle eines konservativen Reformgegners. Der neue Papst versetzte ihn 2014 als Leiter in die vatikanische Liturgie-Behörde. Auch dort agierte er betont konservativ bis widerständig, bis ihn Franziskus semiöffentlich zurückpfiff. Kurz nach dem Eklat um sein Buch zum Zölibat versetzte der Papst Sarah Anfang 2021 in den Altersruhestand.

Überraschend ernannte ihn Papst Leo XIV. kürzlich zu seinem Sonder-Delegaten für eine Wallfahrt in der Bretagne. Nach Willen des Papstes soll er Ende Juli am Heiligtum von Sainte-Anne-d’Auray die Feiern zum 400. Jahrestag der Erscheinung der heiligen Anna leiten.