“Die Bereitschaft zur Landesverteidigung, steht auf der Tagesordnung”, sagt Friedenspreisträger Karl Schlögel. Der Historiker plädiert zugleich für mehr militärische Hilfe für die Ukraine.
Der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, Karl Schlögel, spricht sich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland aus. Es sei an der Zeit dafür, sagte er am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse. “Wehrhaftigkeit, die Bereitschaft zur Landesverteidigung, steht auf der Tagesordnung.” Ein Land müsse in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen, wenn es darauf ankomme, sagte der Historiker und Osteuropakenner. Der Krieg sei seit 2014 in Europa zurück, sagte er mit Blick auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und den Beginn kriegerischer Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine.
Russlands Präsident Wladimir Putin habe zuletzt in einer mehrstündigen Rede die Europäer als Störenfriede verhöhnt, die nicht ernstzunehmen seien. Hauptgegner des russischen Machthabers sind laut Schlögel die Europäer in ihrem Beistand für die Ukraine, diesen wollte Putin daher ausschalten. So spreche dieser ganz offen über den Einsatz von Atomwaffen in Europa. Schlögel warb dafür, hinzuhören, was in Russland gesagt werde.
Er sprach sich zudem für eine umfassendere militärische und diplomatische Unterstützung der Ukraine aus. Er sei entschieden dafür, Waffen zu liefern – auch damit das angegriffene Land russische “Angriffsbasen beschädigen und außer Kraft setzen” könne. Schlögel bekannte sich dazu, dass er die Gesellschaft in Russland falsch eingeschätzt und die verbreitete Kriegsbereitschaft so nicht gesehen habe.
Schlögel erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche. Die Auszeichnung gehört zu den wichtigsten in der Bundesrepublik und ist mit 25.000 Euro dotiert. Im vergangenen Jahr wurde die Publizistin Anne Applebaum geehrt.
Mit dem Preis hat der verantwortliche Stiftungsrat seit 1950 mehr als 75 Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler und Politiker ausgezeichnet, darunter Albert Schweitzer, Ernesto Cardenal und Vaclav Havel sowie Astrid Lindgren, Peter Esterhazy, Liao Yiwu und Salman Rushdie.
Die Frankfurter Buchmesse, das weltweit größte Branchentreffen von Autoren, Verlagen und Lesepublikum, dauert noch bis Sonntag. Die Veranstalter sprechen von rund 4.000 Ausstellern aus 130 Ländern und erwarten etwa 200.000 Besucher.