Nach dem Anschlag von Solingen hat die Polizei bei einer Versammlung am Montagabend Strafanzeigen wegen fremdenfeindlicher Parolen gefertigt. Die Versammlungsleiterin beendete die um 18 Uhr gestartete und rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählende Veranstaltung gegen 19.46 Uhr auf der Kreuzung Konrad-Adenauer-Straße/Kronprinzenstraße, wie die Polizei Wuppertal mitteilte. Daraufhin habe ein Versammlungsteilnehmer eine Spontanveranstaltung angemeldet, die auf der gleichen Strecke zurückführte. An dieser Versammlung hätten 110 Menschen teilgenommen und einer von ihnen hätte den Hitlergruß gezeigt, hieß es. Die Polizei habe hier ebenfalls eine Strafanzeige gefertigt.
„Bislang sind für die kommenden Tage in Solingen keine Versammlungen mit Bezug zu dem terroristischen Anschlag angezeigt“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) hatten am Montag dazu aufgerufen, die Stadt und die Menschen zur Ruhe kommen zu lassen. „Führt die Debatten, aber führt sie gerne auch in euren Städten“, hatte Kurzbach erklärt. Die Einsatzkräfte hätten über das normale Maß hinaus alles getan und seien nun aber auch wieder bei jeder angemeldeten Kundgebung gefordert. Der Polizeisprecher sagte dem epd, dass bisherige und künftige Versammlungen mit „starken Kräften“ geschützt würden. Zudem unterstützten Kolleginnen und Kollegen aus anderen Polizeibehörden.
Insgesamt fanden laut Polizei fünf Versammlungen am Montag in Solingen statt. An einer Mahnwache ab 16.45 Uhr am Breidbacher Tor nahmen demnach 120 Menschen teil. Auf dem Weg zum Versammlungsort hätten sich 50 Teilnehmende aus dem linken Spektrum vor der kommunalen Unterbringungseinrichtung gesammelt, die dazu aufgerufen worden seien, sich der gegenüberliegenden Versammlung anzuschließen. Die Polizeibeamtinnen und -beamten hätten diejenigen, die sich unkooperativ gezeigt hätten, zum ursprünglich geplanten Versammlungsort gedrängt, hieß es.
An einer Kundgebung der Initiative „Bunt statt Braun“ auf dem Alten Markt mit dem Titel „Solingen steht zusammen. In stiller Trauer und Mitgefühl für die Opfer und Angehörigen“ nahmen den Angaben zufolge gut 200 Menschen teil. Die Versammlung sei von 18 bis 19.30 Uhr störungsfrei verlaufen. An einer für 17.30 Uhr von der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) angemeldeten Versammlung am Neumarkt hätten wiederum fünf Menschen teilgenommen.
Ein Mann hatte am Freitagabend beim „Fest der Vielfalt“ zum 650. Solinger Stadtjubiläum Besucherinnen und Besucher mit einem Messer attackiert, drei Menschen getötet und acht weitere verletzt. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. sitzt in Untersuchungshaft. Dem 26-jährigen Syrer wird unter anderem die Mitgliedschaft in der islamistischen Terrororganisation IS vorgeworfen.