Es ist ein ganz besonderes Projekt: Allein bis Mitte dieses Jahres konnten schon 1.750 Menschen in der Studentischen Poliklink in Frankfurt behandelt werden. Es sind Menschen, die sonst keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung haben, weil sie keine Krankenversicherung haben. Meist sind sie mittellos. Nahe der berühmten Einkaufsmeile Zeil erhalten sie in Räumen des Gesundheitsamtes eine Behandlung.
“Diese Patienten sind sehr dankbar, dass sie hier versorgt sind”, berichtet Medizinstudentin Viktoria Starosta. “Hier finden sie Ansprechpartner.” Nach erfolgreich absolviertem Untersuchungskurs und Fall-Seminaren können Frankfurter Medizinstudenten in der StuPoli (“Studenten-Poliklinik”) arbeiten. Zwei Teams mit jeweils zwei Studierenden untersuchen die bedürftigen Patienten am Dienstag- und Mittwochabend. Eine ausgebildete ärztliche Fachkraft ist immer dabei. Etwa zwei Handvoll Studierende machen aktuell als fester Stamm bei der StuPoli mit. Sie bilden den personellen Grundstock.
Ärztliche Versorgung als Menschenrecht
Die Klinik dient auch als Fachstelle für die Straßenambulanz der Caritas Frankfurt. “Je professioneller wir arbeiten, desto mehr profitieren die Patientinnen und Patienten”, sagt die missionsärztliche Schwester der Straßenambulanz, Carmen Speck. Die katholische Einrichtung in der Innenstadt versorgt seit mehr als 30 Jahren zum Beispiel wohnungslose Menschen. Jene, die dort medizinisch nicht versorgt werden können, werden an die Poliklinik überwiesen.
Die Patienten kommen im international geprägten Frankfurt aus aller Welt. Darunter sind auch ehemals privatversicherte Frauen und Männer, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten und noch nicht wieder von einer gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen wurden.
“Die Klinik setzt einen ganz entscheidenden Impuls, denn sie ergänzt vorbildlich die Humanitäre Sprechstunde unseres Gesundheitsamts”, erklärt die Frankfurter Dezernentin für Soziales und Gesundheit, Elke Voitl, zum Anlass des zehnjährigen Bestehens die Einrichtung. “Noch immer haben Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland lediglich in absolut akuten Notlagen einen Anspruch auf medizinische Hilfe.”
Studentische Poliklinik startete von 10 Jahren
Medizinstudent Felix Luft sieht Vorteile auch für die angehenden Ärzte. “Das hier ist eine gute Möglichkeit zum Lernen – man baut Wissen auf.” Außerdem habe jeder Patient das Recht auf eine ärztliche Versorgung. Die ursprüngliche Idee, dass der Fachbereich Medizin der Goethe-Universität sich in die Versorgung Bedürftiger einbringt, hatte der Frankfurter Medizinprofessor Helmut Wicht. Robert Sader war damals Studiendekan, er griff den Impuls auf und entwickelte diesen gemeinsam mit seinen Studierenden weiter. Als Vorbild dienten US-amerikanische “Student-run Free Clinics”; Frankfurter Studierende schauten sich daher unter anderem in Harvard um.