Künstliche Intelligenz (KI) oder Mensch? Wer oder was einen Text geschrieben hat, ist immer schwerer zu erkennen. An der Fachhochschule Wedel entwickelte Tom Tlok im Rahmen seiner Master-Arbeit ein neues Tool, das KI-generierte Texte in deutscher Sprache zuverlässig erkennen soll. Jetzt steht der Online-Detektor allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung. „Angesichts der rasanten Entwicklung in der KI-Textgenerierung möchte ich damit den transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit generativer KI stärken“, sagte Tlok.
Nicht zuletzt gehe es darum, KI-Risiken wie etwa die Verbreitung von Falschinformationen oder Identitätsbetrug zu verringern. „Auch von Lehrern höre ich immer wieder, dass so ein Tool dringend gebraucht wird“, sagte Hendrik Annuth, Studiengangsleiter Data Science & Artificial Intelligence, der die Master-Thesis betreute. Zwar gebe es bereits eine Handvoll Detektoren, diese seien jedoch oft nicht für die deutsche Sprache optimiert, hätten eine eher schlechte Qualität und könnten zudem mit einfachen Mitteln manipuliert werden: „Wenn absichtlich einzelne Rechtschreib- und Tippfehler eingefügt werden, gehen diese fälschlicherweise von einem menschlichen Text aus“, sagt Annuth.
Damit der neue KI-Detektor besser arbeitet, wurde für dessen Training und Evaluierung der erste deutschsprachige Datensatz in diesem Forschungsbereich geschaffen. Annuth: „Er besteht aus 70.000 menschlichen und 70.000 KI-generierten Texten.“ Die Beiträge kamen aus verschiedenen Bereichen wie Dienstleistungsbewertungen, Fachartikel, Forenbeiträge, Kinderlexikonartikel, Lexikonartikel, Produktbewertungen, Tweets und Zeitungsartikeln. Der KI-Detektor erkenne sehr sicher, ob der deutsche Text mithilfe von KI erstellt wurde. Annuth: „Wir haben eine Zuverlässigkeit von 97,89 Prozent.“
Annuth geht es darum, KI-Texte überhaupt sichtbar zu machen. „Wie man mit KI-generierten Texte umgehen soll, ist sicher keine einfache Frage.“ Für Lehrerinnen und Lehrer wird durch die Verbreitung des Chatbots ChatGPT immer schwieriger, faire Noten zu vergeben. Ist es eine Eigenleistung oder nur kopiert? „Es ist im Moment schwer zu beweisen, dass Schülerinnen oder Schüler ChatGPT für ihre Aufgaben genutzt haben“, sagt der Lehrer Bünyamin Kilic, der am Hamburger Gymnasium Dörpsweg unter anderem Informatik unterrichtet. Der neue Detektor könne diesen Nachweis erleichtern. Annuth: „Ich kann nur jede und jeden dazu einladen, es auszuprobieren.“
Kilic will das neue Tool auf jeden Fall testen. Für ihn habe es vor allem eine „abschreckende Funktion“ für Schülerinnen und Schüler. Diese streiten in der Regel ab, KI genutzt zu haben. Dabei würden auch immer mal wieder falsche KI-Antworten plump kopiert, Informationen oder gar Quellen ungeprüft übernommen. Kilic: „Das Problem ist, dass Jugendliche den Inhalt kaum hinterfragen.“ Die Eigenständigkeit bleibe so auf der Strecke.