Internationale Forscherinnen und Forscher wollen ein neuartiges System zur sicheren Entfernung von Trümmern aus der Erdumlaufbahn entwickeln. Ein Plasmastrahl aus hochenergetischen Teilchen soll die unkontrollierte Bewegung von Weltraumschrott stoppen und verschieben können, wie die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) am Dienstag mitteilte. Neben den Kielern arbeiten im EU-Projekt Albator auch die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Universidad Carlos III de Madrid (Spanien) sowie die Unternehmen Northstar Earth & Space (Luxemburg) und Osmosx (Frankreich) an dieser Ionenstrahl-Methode. Die Uni Kiel erhält dafür rund 639.000 Euro Förderung.
„Damit wir den Weltraum langfristig sicher nutzen können, müssen wir Weltraumschrott vermeiden oder aktiv beseitigen“, sagte der Kieler Projektleiter Thomas Trottenberg. Der Schrott sei eine der größten Herausforderungen für Satelliten und künftige Raketenstarts, die dadurch beschädigt werden könnten. Die Zahl an Trümmerteilen im All wachse stetig, hieß es. Schätzungen gehen von mehr als 36.000 Objekten aus, die größer als 10 Zentimeter sind, und von mehr als 130 Millionen Teilen, die kleiner als ein Zentimeter sind. Weltweit würden unterschiedliche Methoden zur Beseitigung erforscht.
Im Projekt Albator werde ein neuartiges Plasmastrahlsystem entwickelt, das gezielt auf Weltraumschrott ausgerichtet werden kann. Das Team der Uni Kiel bringe seine Expertise in Strahl-Oberflächen-Wechselwirkungen ein, hieß es. So werde mit einer Kraftsonde gemessen, wie stark Ionenstrahlen auf verschiedene Materialien wirken – etwa auf Solarpaneele, goldbeschichtete Kaptonfolien oder Schutzlacke.
Die Ionenstrahl-Methode beruhe auf der Impulsübertragung durch einen Plasmastrahl aus hochenergetischen Teilchen, hieß es. Der Strahl soll den Weltraumschrott nicht „zerstrahlen“, sondern dessen Bahn und Eigenbewegung gezielt verändern. In der Regel taumeln die Objekte – diese unkontrollierte Drehung soll mithilfe des Ionenstrahls zunächst gestoppt werden, bevor das Objekt etwa mit einem Greifarm oder Netz eingefangen und abgeschleppt werden könne.
Alternativ könne das gesamte Manöver kontaktlos erfolgen, indem das Objekt ausschließlich mit dem Ionenstrahl geschoben wird. Ziel sei es, den Schrott entweder zum kontrollierten Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu bringen, sodass er verglüht, oder ihn in einen sogenannten „Friedhofsorbit“ zu überführen, teilte die Uni mit.
Das Projekt Albator wird im Programm „HORIZON-EIC Pathfinder Challenge“ 42 Monate lang mit insgesamt rund vier Millionen Euro gefördert.