Polarisierung beim Klimaschutz? Laut einer neuen Studie zeigen nur die wenigsten in Deutschland eine klare Ablehnung. Dennoch sei gerade diese Gruppe besonders laut. Die Forscher haben einen Rat an die Politik.
Die deutsche Gesellschaft ist einer aktuellen Studie zufolge in Klimafragen nicht in große, polarisierte Lager gespalten. Vielmehr gebe es viele verschiedene Zwischentöne, die Chancen für gesellschaftlichen Zusammenhalt im Rahmen der sozial-ökologischen Transformation eröffneten, sagte Clara Dilger vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Studie “(Un)mögliche Transformation?”.
Zugleich warnte die Co-Autorin davor, dass klimapolitisch ablehnende Stimmen mitunter lauter erschienen, als es ihrem tatsächlichen Anteil an der Bevölkerung von acht Prozent entspreche. Falschinformationen zum Klimawandel und zur sozial-ökologischen Transformation würden gezielt in den Diskurs eingebracht. Ein realistisches Bild der gesellschaftlichen Debatte zeige auch die Zwischentöne und lasse sich nicht von Polarisierungsunternehmern leiten. Der Studie zufolge sind Menschen mit einer ablehnenden Haltung im Vergleich politisch aktiver.
Dass Menschen sich Sorgen wegen der Folgen des Klimawandels und der Klimapolitik machten, bedeute nicht zwangsläufig eine Ablehnung von Klimaschutz, betonte Dilger. Auch Menschen, die den Klimawandel nicht leugneten und mehr Klimaschutz forderten, könnten sich über die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Transformation Sorgen machen.
“Diese Sorgen müssen ernst genommen und gezielt adressiert werden”, riet die Forscherin in Richtung Politik. Ein Instrument seien etwa spürbare soziale Ausgleichsmaßnahmen. Menschen mit weniger Einkommen fürchten der Analyse zufolge häufiger negative Folgen der Klimapolitik.
Laut der Studie machen sich 83 Prozent der Menschen in Deutschland Sorgen um die Folgen des Klimawandels. 71 Prozent wünschen sich demnach, dass die Politik mehr für den Klimaschutz tut. 70 Prozent befürchten, dass gesellschaftliche Konflikte zunehmen. 49 Prozent sorgen sich, dass Arbeitsplätze vernichtet werden, und 42 Prozent, dass ihr Lebensstandard sinkt.
Die Analyse basiert auf mehreren Befragungen des Forschungsinstituts. Unter anderem wurden zwischen Ende 2022 und Anfang 2023 mehr als 8.000 Menschen repräsentativ befragt sowie Posts auf Twitter/X aus den Jahren 2021/22 ausgewertet.