Die Findungskommission für die nächste Weltkunstausstellung documenta im Jahr 2027 ist nun komplett zurückgetreten. Der Arbeitsprozess der Kommission sei “in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten”, teilte die documenta am Donnerstagabend in Kassel mit. Geschehen sei dies “unter dem Eindruck der Terrorattacken der Hamas am 7. Oktober und dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie den polarisierten Debatten darum”.
Aufgabe der Kommission ist es, die Künstlerische Leitung der documenta 16 auszuwählen. Die zurückliegende documenta 15 war wegen antisemitischer Darstellungen und dem Umgang der Kuratoren damit stark kritisiert worden. Mitte November waren schon zwei von sechs Mitgliedern der Kommission zurückgetreten – die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger und der indische Kunstkritiker Ranjit Hoskote.
Danach sei seitens der Geschäftsführung eine “Aussetzung des Findungsprozesses aufgrund der besonderen Weltlage nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel” erwogen worden, hieß es nun. “Erwogen wurde ferner die Fortsetzung des Prozesses nur mit den verbliebenen Mitgliedern der Findungskommission, gleichermaßen die erneute Aufstockung der Findungskommission um zwei neue Mitglieder im laufenden Findungsprozess, sowie die komplette Neuauflage des gesamten Findungsprozesses.”
Die vier verbliebenen Mitglieder der Findungskommission waren der in Paris ansässige Kunstkritiker und Romanautor Simon Njami, die in Shanghai lehrende Kunstprofessorin Gong Yan, die in Wien lehrende Kunstdozentin Kathrin Rhomberg sowie Maria Ines Rodriguez, die seit 2018 Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Museu de Arte de Sao Paulo (MASP) ist. Sie hätten sich nun “in einer äußerst schwierigen Entscheidungsfindung” dazu entschlossen, ihrerseits an dem Findungsprozess nicht mehr teilhaben zu wollen. Am Donnerstagabend erklärten sie demnach ihren Rücktritt. Die documenta-Gesellschaft will nun den Findungsprozess für die documenta 16 ganz neu aufsetzen.