Unter dem Titel “Gemeinsam auf dem Weg” ehrt die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen ihren früheren Kollegen Bernd Jochen Hilberath zu dessen 75. Geburtstag mit einem wissenschaftlichen Festakt. Bei der Veranstaltung am Freitag will unter anderen der frühere Chef des Straßburger Instituts für Ökumenische Forschung, Theodor Dieter, sprechen.
Hilberath lehrte in Mainz und ab 1992 in Tübingen mehr als zwei Jahrzehnte lang katholische Dogmatik. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zeigte sich Hilberath sehr besorgt über den Zustand seiner Kirche. Ihn belaste, “dass theologische Argumente bei den kirchlich Mächtigen bis heute letztlich nicht zählen”. Zu den aktuellen Reizthemen gebe es “seit Jahrzehnten Argumente zuhauf”.
Für ein Problem hält Hilberath den durch das Erste Vatikanische Konzil (1869/70) gestärkten römischen Zentralismus. Dogmatiker sagten, die Lehre müsse weiterentwickelt werden. Die Tradition zeige, dass es dazu “einen großen Spielraum gab und gibt”. Theologisch stärker bearbeitet werden muss nach der Vorstellung Hilberaths “die Frage von Macht und Glaube, von Demokratie und Kirchenverfassung. Die innerkirchliche Abwehr von Demokratie beruht auf einem Zerrbild.”
Die Zukunft der Kirche sieht der vierfache Vater in den Gemeinden, die sich selbstständig entwickelten und im Sinne Jesu lebendig ihren Weg gingen. Ansonsten entwickele sich die Kirche “zum Folkloreverein mit Fürstin Gloria von Thurn und Taxis zur Pflege irgendwelcher Traditionen”.
Mit Blick auf das Verhältnis der katholischen Kirche zur evangelischen sieht Hilberath “keine Alternative zu einer Ökumene des Lebens”. Menschen in den evangelischen und katholischen Gemeinden sollten leben, wovon sie überzeugt seien. Theologisch seien alle Fragen aufgearbeitet, die sich kirchentrennend auswirken könnten: “Ökumene ist heute mehr ein politisch-psychologisches Problem, vor allem auf römisch-katholischer Seite.”