Die tödliche Messerattacke von Mannheim hat die Diskussion über Abschiebungen auch in Länder wie Afghanistan angeheizt. Die Innenministerin bekräftigt nun ihre Position. Eine Umfrage zeigt, was die Menschen wollen.
In der Debatte über Abschiebungen nach Afghanistan hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ihre Zustimmung bekräftigt. “Also ich will, dass abgeschoben wird nach Afghanistan und Syrien, weil es nicht sein kann, dass Gefährder und Straftäter, wenn sie ihre Haft hier verbüßt haben und von ihnen immer noch Gefahr ausgeht, dass sie hierbleiben. Da gehen deutsche Interessen, Sicherheitsinteressen einfach vor”, sagte Faeser im Interview der Woche im Deutschlandfunk (Sonntag). Deswegen müsse es eine Lösung geben.
Aktuell gehe es um ein “Zurückbringen von Menschen über Nachbarländer”. Dies könne ein guter Weg sein, und daran werde gearbeitet, so Faeser. Nicht die Nachbarländer sollten mit den Taliban verhandeln, “sondern es geht ja darum, Nachbarländer haben ja mitunter Beziehungen”. Diese sollten genutzt werden.
Auch in der Bevölkerung in Deutschland ist die Zustimmung zu Abschiebungen nach Afghanistan groß: Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa sind 93 Prozent für Rückführungen, wie die “Bild am Sonntag” berichtet. Auf die Frage, wer nach Afghanistan zurückgeführt werden sollte, antworteten 53 Prozent mit “alle Asylbewerber, deren Asylantrag abgelehnt wurde”, 41 Prozent mit “nur Schwerkriminelle und terroristische Gefährder” und 3 Prozent mit “niemand” (“weiß nicht/keine Ahnung”: 4 Prozent). Für die Zeitung hatte Insa 1.004 Personen am 6. und 7. Juni befragt.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich für die Abschiebung von Straftätern aus unsicheren Ländern wie Syrien und Afghanistan ausgesprochen. “Schwerstkriminelle und terroristische Gefährder haben hier nichts verloren”, sagte er am Donnerstag im Bundestag.
Das Bundesinnenministerium suche “nach rechtlich und praktisch tragfähigen Wegen, wie das gelingen kann”. Das Innenministerium sei dazu bereits mit Nachbarländern Afghanistans im Gespräch, sagte Scholz. Die Opposition warf der Koalition von SPD, Grünen und FDP dagegen vor, in der Frage uneins zu sein und daher zu wenig dafür zu tun, Abschiebungen nach Afghanistan möglich zu machen.
Hintergrund der Debatte ist die tödliche Attacke auf eine islamkritische Kundgebung in Mannheim in der vergangenen Woche. Ein Afghane hatte auf dem Marktplatz ein Messer gezogen und sechs Menschen verletzt. Ein Polizist, der zur Hilfe geeilt war, starb an seinen Verletzungen. Die Ermittler vermuten ein islamistisches Motiv für die Tat.