Cybermobbing nimmt in Deutschland immer weiter zu. Grund dafür sind aus Sicht einer Medienpsychologin steigende Ängste und die Unfähigkeit, mit diesen umzugehen. Warum ignorieren für die Opfer keine Lösung ist.
Wer andere im Internet bedroht oder beleidigt, sollte dafür aus Sicht einer Expertin auch unbedingt belangt werden. “Man darf die Täter nicht davonkommen lassen”, sagte Catarina Katzer vom Kölner Institut für Cyberpsychologie, Medien- und Jugendforschung am Freitag im ARD Morgenmagazin. Cybermobbing sei kein Kavaliersdelikt. Katzer äußerte sich zum Aktionstag gegen Cybermobbing.
Den Opfern von Cybermobbing rät sie deswegen, Beweise zu sichern und die Beleidigungen zur Anzeige zu bringen. Nicht darauf zu reagieren, sei schädlich. “Wenn man es ignoriert, wird das Problem nur schlimmer.”
Dass Fälle von Cybermobbing zuletzt stark angestiegen sind, macht Katzer auch an einer zunehmenden Belastung der Menschen, etwa durch gestiegene Zukunftsängste oder die Corona-Pandemie fest. Gleichzeitig sänken Impulskontrolle und die Fähigkeit, mit den Ängsten umzugehen. “Wenn ich dann aber keine Strategien habe, wie ich damit umgehe, dann kann das sehr schnell in Aggression umschlagen”, so die Psychologin. Hinzu komme ein verbreitetes Bild toxischer Männlichkeit, in dem Schwäche ein Stigma ist und Aggression mit Stärke assoziiert wird. “Somit wird Cybermobbing auch als Dominanzstrategie genutzt.”
Präventionsarbeit gegen Cybermobbing müsse nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern auch noch bei Erwachsenen geleistet werden, betont Katzer. Wichtig sei es dabei, auch an die Täter heranzukommen. Ihr Institut habe dazu ein Experiment durchgeführt, in dem Cybermobbern kurz vor dem Versenden einer Nachricht ein Pop-Up gezeigt wurde, dass die Konsequenzen ihres Handelns aufzeigte. Die Zahl derer, die die Nachricht dann auch abschickten, sei danach gesunken, so Katzer. “Das heißt, es den Leuten bewusst zu machen, was sie da tun, wie sie Menschen schädigen, kann ein wichtiger Weg sein.”
Die Expertin sieht auch die Anbieter der Sozialen Netzwerke in der Pflicht. Diese könnten Mechanismen einbauen, die den Tätern ihr Handeln vor Augen führen und gleichzeitig den Opfern durch einen Notfallbutton schnelle Hilfe bieten.