Die Artenschutzexpertin Frauke Fischer hat eine ausreichende Finanzierung des UN-Übereinkommens zur biologischen Vielfalt angemahnt. „Wir haben ein Geldproblem“, sagte sie am Donnerstag im „Morgenecho“ auf WDR 5 mit Blick auf die zu Ende gehende UN-Biodiversitätskonferenz in Rom. „Und das ist, ehrlich gesagt, absurd.“ Um die Artenschutzziele zu erreichen und damit „unsere Lebensgrundlage zu erhalten“, seien nur maximal 0,8 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes jährlich notwendig, betonte die Wissenschaftlerin. „Es geht nicht darum, dass wir Tiere nett finden, sondern dass die Natur Leistungen für uns erbringt, die für uns überlebensnotwendig sind.“
Das Artensterben habe sich massiv beschleunigt, sagte die Inhaberin des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg. „Wir haben in den letzten 50 Jahren über 70 Prozent aller Wirbeltiere verloren.“ Die Mehrzahl aller Arten seien sehr selten geworden.
Intakte Ökosysteme dürften nicht mehr weiter zerstört werden, forderte Fischer. „Ungefähr alle fünf bis sechs Sekunden verschwindet ein Regenwaldstück von der Größe eines Fußballfeldes. Das müssten wir eigentlich sofort stoppen.“ Außerdem müssten in großem Maßstab Ökosysteme renaturiert werden, etwa Gewässer, Feuchtgebiete oder Moore.
Dabei sieht die Biologin vor allem Unternehmen und Staaten in der Pflicht: „Die haben die Macht und das Geld, etwas zu tun.“ Jede und jeder Einzelne könne möglichst wenig tierische Produkte essen, möglichst wenig Lebensmittel wegwerfen oder im Garten heimische Blühpflanzen setzen, um etwas für die Artenvielfalt zu tun. „Aber eigentlich sind die großen Player gefragt: die Nationen und die großen Konzerne“, unterstrich Fischer.
Bei der zweite Runde der 16. UN-Biodiversitätskonferenz COP1, die seit Dienstag in Rom tagt,beraten Vertreter der rund 200 Teilnehmerstaaten am Sitz der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) vor allem über die Finanzierung für das Weltnatur-Abkommen von Montreal. Auf der COP15 in Montreal hatten sich die UN-Mitgliedsstaaten im Jahr 2022 auf ein Abkommen geeinigt, das vorsieht, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter effektiven Schutz zu stellen.
Der Finanzierungsbedarf für die Umsetzung des Abkommens von Montreal ist groß. Bis 2030 sollen die Summen, die weltweit für den Erhalt der Biodiversität ausgegeben werden, auf 200 Milliarden US-Dollar (rund 191 Milliarden Euro) jährlich steigen.